16.07.2002

LETZTER AKT

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Ron Sommer tritt zurück

Deutsche-Telekom-Chef Ron Sommer ist zurückgetreten. Das teilte er am Dienstag in Bonn mit.

Das Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat sei gestört, sagte er zur Begründung. "Wenn der Aufsichtsrat in schwierigen Zeiten nicht mehr hinter dem Unternehmenschef steht, ist der Rücktritt die einzige Möglichkeit, noch Verantwortung für das Unternehmen zu zeigen und Schaden abzuwenden."

Der ehemalige Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom, Helmut Sihler, wird nach dem Rücktritt von Sommer für eine Übergangszeit von sechs Monaten neuer Vorstandschef des Konzerns.

Vertreter des 72-jährigen Sihler wird der bisherige Technik-Vorstans Gerd Tenzer.

Konsolidierungskurs

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Hans-Dietrich Winkhaus, kündigte an, die Telekom werde nun einen "Konsolidierungskurs einschlagen müssen".

Sihler selbst betonte, er werde sich auf zwei Aufgaben konzentrieren: Dies sei die Suche nach einem geeigneten Nachfolger an der Telekom-Spitze sowie den bereits eingeleiteten Konsolidierungskurs "kraftvoll zu unterstützen".

Mitarbeiter der Deutschen Telekom und Anleger sollten das Vertrauen "in das Unternehmen behalten oder wiedergewinnen".

Sihler will zudem das Engagement des Konzerns in den USA prüfen. Damit bezog sich der der Interims-Chef auf die US-Tochter VoiceStream, die als Kleinster der sechs landesweiten Anbieter noch deutliche Verluste erwirtschaftet. Die Telekom wolle VoiceStream jedoch weiter in die Gewinnzone führen, fügte Sihler hinzu.

Sihler schloss zudem nicht aus, dass sein Stellvertreter Gerd Tenzer nach Ablauf der Interimslösung Vorstandsvorsitzender des Konzerns werden könnte. Pläne für Veränderungen im Vorstand der Telekom gebe es nicht.

Kurzer Überblick

Sommer, der seit 1995 die Deutsche Telekom führte, steht seit Monaten in der Kritik:

Milliardenschulden und ungewisse Zukunftsaussichten beim neuen Mobilfunkstandard UMTS ließen die T-Aktie von einst über 100 Euro auf zeitweise weit unter zehn Euro stürzen. Nicht nur Großanleger, auch rund 2,9 Millionen Privatanleger büßten dadurch Milliardenwerte ein.

Zuletzt hatte Sommer auch die Unterstützung der Bundesregierung als größtem Anteilseigner mit 43 Prozent des Kapitals verloren.

Aktie reagiert positiv auf Rücktritt

Die T-Aktie hat noch während der Rücktrittsrede von Ron Sommer einen kräftigen Kurssprung vollzogen.

Während das Papier an der Frankfurter Börse vor Beginn der Rede zu einem Preis von 10,94 Euro gehandelt wurde und damit 6,21 Prozent im Plus lag, legte die T-Aktie während der Rede des nunmehr Ex-Telekom-Chefs deutlich zu: Zeitweilig erreichte sie mit 11,35 Euro ein Plus von 10,19 Prozent gegenüber dem Vortag.

Zum Handelsschluss lag die T-Aktie mit 6,12 Prozent im Plus bei 10,93 Euro.