Ron Sommer tritt zurück
Deutsche-Telekom-Chef Ron Sommer ist zurückgetreten. Das teilte er am Dienstag in Bonn mit.
Das Vertrauensverhältnis zum Aufsichtsrat sei gestört, sagte er zur Begründung. "Wenn der Aufsichtsrat in schwierigen Zeiten nicht mehr hinter dem Unternehmenschef steht, ist der Rücktritt die einzige Möglichkeit, noch Verantwortung für das Unternehmen zu zeigen und Schaden abzuwenden."
Der ehemalige Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom, Helmut Sihler, wird nach dem Rücktritt von Sommer für eine Übergangszeit von sechs Monaten neuer Vorstandschef des Konzerns.
Vertreter des 72-jährigen Sihler wird der bisherige Technik-Vorstans Gerd Tenzer.
Mit seinem vorzeitigen Abgang befindet sich der Chef der Deutschen Telekom in bester Gesellschaft: Die Liberalisierung und die Krise der Telekom-Branche haben nämlich schon einige Chefs europäischer Ex-Monopolisten den Job gekostet, so etwa in den Niederlanden, Großbritannien und Spanien.
Ron Sommer in guter GesellschaftKonsolidierungskurs
Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Hans-Dietrich Winkhaus, kündigte an, die Telekom werde nun einen "Konsolidierungskurs einschlagen müssen".
Sihler selbst betonte, er werde sich auf zwei Aufgaben konzentrieren: Dies sei die Suche nach einem geeigneten Nachfolger an der Telekom-Spitze sowie den bereits eingeleiteten Konsolidierungskurs "kraftvoll zu unterstützen".
Mitarbeiter der Deutschen Telekom und Anleger sollten das Vertrauen "in das Unternehmen behalten oder wiedergewinnen".
Sihler will zudem das Engagement des Konzerns in den USA prüfen. Damit bezog sich der der Interims-Chef auf die US-Tochter VoiceStream, die als Kleinster der sechs landesweiten Anbieter noch deutliche Verluste erwirtschaftet. Die Telekom wolle VoiceStream jedoch weiter in die Gewinnzone führen, fügte Sihler hinzu.
Sihler schloss zudem nicht aus, dass sein Stellvertreter Gerd Tenzer nach Ablauf der Interimslösung Vorstandsvorsitzender des Konzerns werden könnte. Pläne für Veränderungen im Vorstand der Telekom gebe es nicht.
Dank den Mitarbeitern, Glück für Nachfolger
Sommer sagte, er habe in den letzten Wochen sehr viel Rückhalt
von den Mitarbeitern erfahren. Er wolle den Beschäftigten ganz
herzlichen Dank dafür aussprechen. "Wir haben den Mitarbeitern sehr
viel abverlangen müssen", sagte Sommer, der seine Amtszeit als
Vorstandschef der Telekom als sieben spannende, aufregende Jahre
bezeichnete. Er wünschte seinem Nachfolger eine glückliche Hand und
dem Unternehmen, dass es seine dynamische Entwicklung fortsetzen
könne. Sommer verließ nach seiner Erklärung den Saal, ohne weitere
Fragen zu beantworten.
Kurzer Überblick
Sommer, der seit 1995 die Deutsche Telekom führte, steht seit Monaten in der Kritik:
Milliardenschulden und ungewisse Zukunftsaussichten beim neuen Mobilfunkstandard UMTS ließen die T-Aktie von einst über 100 Euro auf zeitweise weit unter zehn Euro stürzen. Nicht nur Großanleger, auch rund 2,9 Millionen Privatanleger büßten dadurch Milliardenwerte ein.
Zuletzt hatte Sommer auch die Unterstützung der Bundesregierung als größtem Anteilseigner mit 43 Prozent des Kapitals verloren.
In den vergangenen Tagen war heftig über eine Ablösung Sommers spekuliert worden.
Wie Ron Sommer ab[ge]treten wirdAktie reagiert positiv auf Rücktritt
Die T-Aktie hat noch während der Rücktrittsrede von Ron Sommer einen kräftigen Kurssprung vollzogen.
Während das Papier an der Frankfurter Börse vor Beginn der Rede zu einem Preis von 10,94 Euro gehandelt wurde und damit 6,21 Prozent im Plus lag, legte die T-Aktie während der Rede des nunmehr Ex-Telekom-Chefs deutlich zu: Zeitweilig erreichte sie mit 11,35 Euro ein Plus von 10,19 Prozent gegenüber dem Vortag.
Zum Handelsschluss lag die T-Aktie mit 6,12 Prozent im Plus bei 10,93 Euro.