21.07.2002

INTERVIEW

Bildquelle: MN

Der mühsame Weg zu legalen Downloads

Nach monatelanger Verzögerung und einer jahrelangen Anbahnungsphase ist im letzten Dezember der kostenpflichtige Musik-Download-Dienst "MusicNet" an den Start gegangen.

MusicNet von AOL Time Warner, EMI, Bertelsmann und RealNetworks dürfte allerdings genau wie die Industrie-Konkurrenz "Pressplay", die Sony und Vivendi Universal gehört und mit Microsoft kooperiert, bislang kaum echte Kunden haben.

MusicNet-Chef Alan McGlade hat in einem aktuellen Interview die Frage nach den Nutzerzahlen wiederum nicht beantwortet, was auf eine wahrhaft traurige Bilanz hinweist, da im Erfolgsfall die Zahlen in der Regel unüberhörbar verkündet werden.

Eine Frage von Jahren

McGlade bezeichnet die aktuelle Version [1.0] von MusicNet selbst als "embryonal" und meint, dass eigentlich allen Kritikern klar sein müsste, dass der Start der Musikindustrie ins Netz nicht abrupt von statten gehen könne.

Demnach ist der Service noch längst nicht ausgereift und seine Entwicklung dürfte eher noch einige Jahre dauern. McGlade glaubt in diesem Zusammenhang auch nicht daran, dass die Industrie durch die technologische Entwicklung schlicht überrannt wird: "Wenn wir [MuiscNet] ständig weiterentwickeln und dabei permanent Fortschritte zeigen [...], dann können wir uns auch Zeit lassen," meint McGlade.

Kopierschutz oder nicht

Nachdem einige der großen Platten-Labels in letzter Zeit zaghaft begonnen haben, einzelne Stücke auch ohne Kopierschutz oder andere Abspielbeschränkungen [über Digital Rights Management, DRM] anzubieten, ist diese Variante auch bei MusicNet nicht ausgeschlossen - auch wenn sie derzeit nicht angeboten wird.

Laut McGlade ist es schlicht eine Frage des Preises, ob der Kunde über ein Stück frei verfügen kann und es demnach auch Kopieren oder auf verschiedene Formate überspielen kann. Der MusicNet-Chef machte allerdings keine Angaben über den Aufpreis für einen solchen "permanenten Download".

Keine Sorge vor der Justiz

Die kartellrechtliche Untersuchung des US-Justizministeriums, die Pressplay und MusicNet betrifft, bereitet McGlade unterdessen keine Kopfschmerzen, da er weder durch sein Service noch durch die Lizenzierungspolitik der großen Musik-Unternehmen einen Nachteil für den Konsumenten erkennen kann.

Die Ursache der Untersuchungen sieht McGlade vor allem darin, dass die kostenpflichtigen Angebote immer noch mit Napster verglichen würden: "Die Leute meinen, dass es da [bei Napster] alles gab und das stimmt natürlich, weil dort einfach alles gestohlen wurde."