Scharfe Kritik an Hack-Attack-Gesetz
Der von den beiden US-Kongress-Abgeordneten Howard L. Berman und Howard Coble eingebrachte Gesetzesentwurf, der Copyright-Inhabern Straffreiheit bei Hack-Attacken auf Peer-to-Peer-Systeme gewähren will, ist in den USA auf heftige Kritik von zahlreichen Interessens- und Branchenverbänden gestoßen.
Technologischen Kampf gegen Piraten legalisieren
Der Gesetzesvorschlag zur "Verhinderung von
Peer-to-Peer-Piraterie" soll der Industrie die Möglichkeit zur
Selbsthilfe geben, ohne gegen die Gesetze zu verstoßen.
RIAA ist begeistert
Hilary Rosen, CEO der Musiklobby RIAA, gratulierte den beiden Abgeordneten zu ihrem "innovativen Ansatz" das Piraterie-Problem zu bekämpfen.
"Im Moment sind die Tauschbörsen-User im klaren Vorteil, es macht auf jeden Fall Sinn endlich einmal gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Rechteinhabern erlauben, ihre Arbeit aktiv gegen die Massen-Piraterie zu verteidigen."
Kritiker betonen, dass es wenn, dann allen Inhabern von Urheberrechten erlaubt sein sollte, und nicht nur der Film- und Musikindustrie, Peer-to-Peer-Systeme zu hacken. Also auch Nachrichtenagenturen, Fotografen und sogar Organisationen wie beispielsweise Scientology.
Entscheidung in fünf Wochen
Der US-Kongress hat noch fünf Wochen, um noch in diesem Jahr über
den diese Woche eingebrachten Gesetzesentwurf zu entscheiden.
Überleben der Peer-to-Peer-Technologie gefährdet
Die IT-Industrie und andere Branchen halten den Entwurf für wenig geglückt. De facto gefährde er das Überleben der Peer-to-Peer-Technologie.
"Das Gesetz ist ein Albtraum", bringt es Mark Lemley auf den Punkt. Er unterrichtet Urheberrecht und Geistiges Eigentum an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Gerade nach dem 11. September sei es verwunderlich, dass die Kongressmitglieder bereit seien die IT-Sicherheit des Landes zu opfern, nur damit Hollywood ein weiteres Mittel gegen Piraterie einsetzen kann.
Nichts anderes als "Selbstjustiz im 21. Jahrhundert" sieht Will Rodger von der Computer and Communications Industry Association [CCIA] in dem Entwurf. Die CCIA, der Mitglieder wie AOL Time Warner, Sun, Nokia, Fujitsu und Oracle angehören, werde den Entwurf mit allen Kräften bekämpfen.
Wie Lemley ist auch Rodger der Meinung, einziger tatsächlicher Effekt des Gesetzes werde das Abwürgen der wichtigen Peer-to-Peer-Technologie sein.
EFF: Legalisierung der Computerkriminalität
Für die EFF bedeutet der Gesetzesentwurf die Legalisierung der
Computerkriminalität. Die Labels und Studios werden zu
gesetzestreuen Computer-Hackern gemacht. Der Entwurf sei Teil einer
größeren Strategie, die zur Kontrolle digitaler Information im
Allgemeinen führen soll. Die beiden Kongress-Abgeordneten arbeiten
auch an einer Einschränkung der Vervielfältigungsrechte von Musik
sowie TV-Aufzeichnungen und deren Weiterverbreitung über das
Internet.