Telekom Austria und das Loch im Netz

01.08.2006

Der TA bleibt durch den gescheiterten Erwerb der serbischen Mobi63 für längere Zeit ein Loch im Netz zwischen Kroatien und Bulgarien. Eine zweite Möglichkeit, es zu schließen, gibt es in absehbarer Zeit nicht. Die siegreiche Telenor hat mit dieser Übernahme ein durchgehendes Mobilfunknetz vom Nordkap bis ans Mittelmeer.

Zufriedene Anleger der TA

Die Anleger der Telekom Austria waren mit dem Ausgang der Mobi63-Versteigerung zu Belgrad sichtlich zufrieden.

Während offiziell noch alles offen war - die TA-Verhandler hatten gerade eine Nachdenkpause von zehn Minuten erbeten - begann der TA-Kurs bereits zu steigen und schloss mit einem netten Tagesplus von 1,7 Prozent.

Ganz offensichtlich goutierten die Anleger, dass die TA ihr Limit nicht überschreiten wollte.

Finanzminister Serbiens zufrieden

Die von der norwegischen Telenor zuletzt gebotenen 1,513 Milliarden Euro fallen großteils dem serbischen Staate zu, dementsprechend zufrieden zeigte sich Mladjan Dinkic, seines Zeichens Finanzminister der serbischen Republik.

320 Mio. gehen für die Mobilfunk-Lizenz direkt an den Staat, die verbleibenden knapp 1,2 Milliarden werden im Verhältnis 70 zu 30 zwischen dem serbischen Staat und den österreichischen Investoren rund um Martin Schlaff aufgeteilt.

Schlaff-Gruppe "sehr zufrieden"

"Mit dem Ergebnis sehr zufrieden, weil der erzielte Verkaufspreis weit jenseits der Erwartungen liegt" zeigte sich denn auch Michael Fink, Sprecher der österreichischen Schlaff-Gruppe und das bei einem "Exposure von 100 Mio. Euro." Dieser 30-Prozent-Anteil ist nun nach offizieller Rechnung gute 350 Euro Mio. wert.

Ebenfalls zufrieden kann Bestbieter Telenor sein, von Anfang an ließen die Norweger keinen Zweifel daran, dass es ihnen ernst war. Zuerst hatte man mit unerwartet hohem Grundgebot von 1,373 Mrd. Euro alle überrascht, inklusive der TA, die lediglich mit 805 Mio. Euro eingestiegen war.

Von Wien nicht ans Schwarze Meer

Während der Auktionsleiter den Bietern noch einmal die Regeln erläuterte, hatte der Vertreter der Telenor bereits das Täfelchen in der Hand, um es blitzartig zu zücken.

Erst schied die ägyptische Orascom aus, jenseits der 1,5 Milliarden war auch für die Österreicher Schluss. Die hätten mit einem Erwerb von Mobi63 ein durchgehendes Netz von Wien bis an das Schwarze Meer unterhalten können.

Eine weitere Mobilfunk-Lizenz...

Telekom-Chef Boris Nemsic hat danach angekündigt, über den Kauf einer neuen Mobilfunk-Lizenz in den serbischen Markt einzusteigen und so das Loch zwischen der kroatischen Tochter und dem ebenfalls im TA-Besitz befindlichen bulgarischen Marktführer Mobiltel zu schließen.

...gibt es zwei Jahre nicht

Während Nemsic mit der Ausschreibung einer dritten Handylizenz in Serbien nach dem Abschluss des Mobi63-Verkaufs in den nächsten Wochen rechnet, hatte die serbische Regierung schon davor betont, dass in den nächsten beiden Jahren keine weiteren Lizenzen vergeben werden.

Das einzig wirklich Positive für die TA nach dieser Versteigerung ist, dass die Kritik, man habe für den bulgarischen Marktführer Mobiltel mit 1,6 Milliarden Euro zuviel bezahlt, angesichts das beinahe ebenso hohen Preises für den deutlich kleineren Netzbetreiber Mobi63 nun verstummen wird.

Vom Nordkap bis ans Mittelmeer

Der Telenor wiederum versüßt die versprochene zweijährige Schonfrist vor Mitbewerbern - wenn sie denn wirklich hält - einen Kaufpreis, der nicht eben "günstig" zu nennen ist.

Allerdings handelt es sich um eine strategisch wichtige Akquisition. Die auch an der österreichischen One beteiligte Telenor hat ihr bereits vorher durchgehendes Netz von Wien über Ungarn, die Ukraine und Russland bis Norwegen reichendes Netz nach Süden erweitern können.

Durch die Akquisition der Mobi63 wurde die davor gekaufte Telekom Montenegro angedockt. Damit beherrscht die Telenor ein Mobilfunkreich vom Nordkap bis zum Mittelmeer.

Wer sicher nicht zufrieden ist

Gar nicht zufrieden mit dem Ausgang des Deals muss hingegen Bogoljub Karic sein, der den österreichischen Investoren einen angeblichen Mehrheitsanteil an der zuvor als Mobtel bekannten Mobi63 verkauft hatte. Karic weilt im Auslande, denn in der Republik Serbien ist er wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und anderer Delikte angeklagt.

Bei der "Due-Diligence"-Prüfung hatte Karic sowohl nach Meinung der serbischen Behörden wie auch der Schlaff-Gruppe, ein Vertragsverhältnis zu einem Kriegsgewinnler aus dem Kosovo verschwiegen. Der laut Schlaff-Gruppe einzige, geflossene Betrag, die 100 "Exposure"-Millionen gingen nicht an Karic, sondern an den serbischen Staat.

(futurezone | APA)