Jagd auf Tauschbörsen-Nutzer eröffnet
Beim traditionellen Treffen von Medien- und Informationstechnologie-Entscheidern in Aspen haben dieses Jahr Äußerungen eines Mitarbeiters des US-Generalstaatsanwaltes für Aufsehen gesorgt, laut denen die Strafverfolger zukünftig aktiv gegen einzelne Nutzer von Online-Tauschbörsen, die Urheberrechte verletzen, vorgehen werden.
John Malcolm, der die Abteilung für Copyright- und Computer-Kriminalität leitet, betonte dabei, dass strafrechtliche Maßnahmen sehr viel effizienter seien als zivilrechtliche, etwa durch den Musikindustrieverband RIAA [Recording Industry Association of America].
Demnach sind die Strafen in Zivilrechtsprozessen schlicht zu niedrig, um Musik- und Filmpiraten abzuschrecken. Außerdem versprach Malcom auch internationale Ermittlungen, falls die nötig sein sollten.
Das "Aspen Summit" wird von der "The Progress and Freedom Foundation" organisiert.
Aspen SummitEin Verbrechen ist ein Verbrechen
Laut Malcom ist seine Behörde bislang noch nicht gegen einzelne Tauschbörsennutzer vorgegangen, weil nach dem elften September die Prioritäten zunächst an anderen Stellen gesetzt werden mussten.
Die jetzt angekündigten Ermittlungen sollen offensichtlich auch abschreckende Wirkung haben: "Es muss öffentlich deutlich gemacht werden, dass Diebstahl Diebstahl und nichts anderes als Diebstahl ist", beschrieb Malcom die gewünschte Botschaft.
"Die meisten Eltern wären geschockt, wenn sie im Kinderzimmer 100 gestohlene CDs finden würden - gleichzeitig denken sie sich nichts dabei, wenn ihre Kinder stundenlang Musik aus dem Netz laden", führte Malcom weiter aus.
Tauschbörsen-User im Visier der RIAAHaftstrafen für Filesharer
Mit seinen Äußerungen trifft der Staatsanwaltsmitarbeiter allerdings nicht nur auf die Zustimmung der RIAA, er gibt auch die derzeitige Stimmung unter vielen US-Politikern wieder: US-Justizminister John Ashcroft ist erst letzte Woche in einem Schreiben von 19 Abgeordneten beider Parteien dazu aufgefordert worden, gesetzlich gegen Nutzer von Filesharing-Plattformen vorzugehen.
Und vor rund einem Monat haben Kongress-Abgeordnete den Minister aufgefordert, den relativ unbekannten "No Electronic Theft Act" [NETA] gegen Filesharing-Nutzer anzuwenden. Nach dem NETA werden private Kopien unter Strafe gestellt, wenn der Wert der kopierten Inhalte 1.000 USD übersteigt.
Als Beispiele für Systeme, über die der Verstoß gegen das Copyright betrieben werde, wurden Kazaa und Morpheus genannt. Das Justizministerium soll Polizeiressourcen zur Verfügung stellen, um Copyright-Verstöße zu ahnden, heißt es in dem Schreiben.
Haftstrafen für Filesharer gefordert70 Millionen Straftäter
Gary Shapiro, Präsident des Hardware-Verbandes Consumer Electronics Association, widersprach der Sichtweise Malcoms allerdings vehement:
"Wenn wir 70 Millionen Amerikaner zu Straftätern machen, haben wir ein großes Problem," meinte Shapiro, dessen Verband im Konflikt um Urheberrechtsverletzungen traditionell "konsumentenfreundlicher" agiert, da seine Mitglieder schlicht ihre Hardware verkaufen wollen - und Gratisinhalte dabei ein gutes Argument sind.
Consumer Electronics Association