Massiver Kursverlust für bwin-Aktie
Laut einem Zeitungsbericht, wonach dem Online-Wettanbieter bwin [vormals Betandwin] in Deutschland die Konzession entzogen werden soll, fiel der Aktienkurs Mittwoch Früh um bis zu 30 Prozent. Bwin fürchtet Verluste in der Höhe von 500 Mio. Euro.
Am Mittwochabend schloss die Aktie mit 1.794.624 gehandelten Stück bei 22,99 Euro - ein Verlust im Vergleich zum Vortag um 26,69 Prozent. Am Dienstag schloss die Aktie noch bei 32,70 Euro.
Der Aktienkurs hatte bereits in den vergangenen Wochen erheblich verloren: Innerhalb eines Monats fiel die bwin-Aktie um rund 60 Prozent. Am 9. Juli war eine bwin-Aktie noch 64 Euro wert. Im Mai waren es über 100 Euro.
Erst im Juli hatte die Firma eine Gewinnwarnung ausgegeben. "Betandwin ist und bleibt ein Zockerpapier", bemerkte ein Marktteilnehmer damals.
Verlust der Konzession droht
Hintergrund für den massiven Kursverlust ist der drohende Entzug der Konzession für den deutschen Glücksspielmarkt.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" ["SZ"] berichtet, wollen die deutschen Bundesländer bwin spätestens am Donnerstag die Konzession entziehen und verbieten, via Internet Wetteinsätze anzunehmen.
1. März : Ausgabe von vier Mio. junger Aktien
5. April : Kapitalerhöhung, 1,4 Mio. Aktien ausgegeben
26. April : Ankündigung einer neuen massiven Kapitalerhöhung
22. Juni : Ankündigung der Änderung des Firmennamens
17. Juli : Chef des US-Mitbewerbers BETonSports wird verhaftet
19. Juli : Gewinnwarnung
4. August : Einstweilige Verfügung des Landesgerichts München mit Verbot des Versands von Werbe-SMS.
Hintergrund ist ein Urteil des deutschen Verfassungsgerichts, wonach das Angebot von Sportwetten in Deutschland neu geregelt werden muss. Daraufhin hatten die deutschen Länder die Schließung der Büros privater Wettanbieter sowie eine Neuordnung der staatlichen Oddset-Wetten angekündigt.
Mit 1. August änderte der österreichische Online-Wettanbieter betandwin.com seinen Namen in "bwin". Die neue Marke soll ein Gewinnerimage vermitteln.
500 Mio. Schadensersatz
Für den Anbieter wäre ein Verlust der Konzession ein schwerer Verlust: Das Unternehmen hat nach "SZ"-Angaben in Deutschland rund eine Million Kunden, die für jährlich rund 500 Millionen Euro auf den Ausgang von Fußballspielen und anderen Sportereignissen tippen.
Die staatliche Sportwette Oddset rechnet den Angaben zufolge in diesem Jahr mit 350 Millionen Euro Umsatz. Das Überflügeln der Umsätze von Oddset ist auch Stein des Anstoßes für den Konzessionsentzug.
500 Mio. Euro Schadenersatz
Ein Konzessionsentzug sei der falsche Weg zum Schutz des Glücksspielmonopols, das Glücksspielgesetz in Deutschland verfassungswidrig und das vorzeitige Veröffentlichen eines drohenden Konzessionsverlustes skandalös, erklärte bwin-Sprecherin Karin Klein am Mittwoch.
Inwieweit sich die Entscheidung auf die Bilanz auswirken werde, wollte bwin mit Verweis auf die Nicht-Information aus Deutschland nicht kommentieren. Man werde jedenfalls alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und habe bereits eine 500-Mio.-Euro-Schadenersatzklage fertig in der Schublade liegen.
Die bwin Interactive Entertainment AG ist an der deutschen Beteiligungsgesellschaft bwin e.K. mit 50 Prozent als atypisch stiller Eigentümer beteiligt, die anderen 50 Prozent gehören Steffen Pfennigwerth, Inhaber und Gründer von Odds Sportdata. Die Lizenz stammt noch aus DDR-Zeiten.
Noch keine offizielle Information
Bwin sei von den deutschen Behörden noch nicht informiert worden und kenne derzeit nur Gerüchte, so Klein. Kontakt mit dem zuständigen Innenministerium in Sachsen habe man noch nicht aufgenommen, hieß es.
Der Zeitpunkt des möglichen Entzuges kommt für bwin denkbar schlecht: Dieses Wochenende beginnt in Deutschland wieder die Fußball-Bundesliga.
Bwin sieht "Willkür"
Der Vorstandsvorsitzende der an der Wiener Börse notierten bwin, Norbert Teufelberger, bezeichnete den geplanten Konzessionsentzug in Deutschland der "SZ" gegenüber als "Willkür". Das vorgesehene Verbot verstoße gegen europäisches Recht.
Man werde via Internet und auf der Grundlage einer Lizenz aus Gibraltar weiter Wetteinsätze aus Deutschland annehmen und so das "nicht haltbare" Oddset-Monopol unterlaufen, so Teufelsberger.
Entscheidung am Donnerstag
Das sächsische Innenministerium hat eine Stellungnahme zum angeblich geplanten Lizenzentzug für den Wettanbieter Betandwin zunächst abgelehnt, will sich aber am Donnerstag öffentlich zu dem Thema äußern.
(APA | dpa | Reuters)