One profitiert vom "Geiz ist geil"-Faktor
50.000 Kunden hat der neue Tarif "4 zu 0" zum drittgrößten heimischen Mobilfunker One gelockt. Die Serviceoffensive hat sich dagegen nicht durchgesetzt. Der geplante Verkauf von One könnte bereits morgen über die Bühne gehen - oder auch erst in fünf Jahren.
Im ersten Halbjahr 2006 hätten vor allem die One-Billigmarke Yesss und die mobilkom Kunden gewonnen, während bei tele.ring das Wachstum gebremst sei, so One-Chef Jorgen Bang-Jensen am Mittwoch.
"Hecht im Karpfenteich"
Im ersten Halbjahr 2006 konnte One die Kundenzahl auf 1,91 Mio. steigern, gegenüber 1,8 Millionen Kunden zu Jahresbeginn.
Neben der mobilkom austria und der nun fusionierten T-Mobile/tele.ring sehe sich One derzeit als "Hecht im Karpfenteich", meint Bang-Jensen. Punkten wolle man sowohl mit Preisaggressivität als auch mit Service.
Kunden wollen billig statt Service
Die ursprünglich von One geplante Konzentration auf Service habe sich allerdings nicht durchgesetzt: In Österreich seien die Kunden besonders preissensibel, mit Service allein könnten Kunden und Händler nichts anfangen, es brauche auch eine Preisbotschaft, sagte Bang-Jensen.
One hatte im März versucht, sich als "Mehrwert-Anbieter" unter dem Motto "Schluss mit wenig, her mit mehr" zu positionieren und von dem "Geiz ist geil"-Trend Abstand zu nehmen.
Neben Diskonttarifen hätten laut One vor allem Datendienste an Bedeutung gewonnen. Im Datenbereich bestehe großes Wachstumspotenzial, so Bang-Jensen. One hat bisher unter 10.000 UMTS-Datenkarten verkauft.
400.000 Kunden bei Yesss
Die 100-prozentige Diskonttochter Yesss hat mittlerweile "mehr als 400.000 Kunden". One werde die angepeilten zwei Mio. Kunden [inklusive Yesss und Tele2] bereits im Laufe des Jahres 2007 und nicht erst Ende 2007 erreichen, wie ursprünglich geplant, so Bang-Jensen.
Für Herbst plant One indes neue Angebote für Businesskunden, wo das Unternehmen einen Marktanteil von 17 Prozent hat.
In Verhandlungen steht One derzeit mit T-Mobile/tele.ring über die Übernahme von im Zuge des Zusammenschlusses redundant gewordenen Funkstationen. One werde aber "sicher weniger" als die bisher kolportierten 600 Funkstationen von tele.ring übernehmen, sagte Bang-Jensen.
Beim Verkauf weiter alles offen
Beim anstehenden Verkauf von One ist bisher weiter alles offen: Die Transaktion könne schon morgen über die Bühne gehen oder auch erst in fünf Jahren, so Bang-Jensen am Mittwoch.
"Wir sind auf Veränderungen vorbereitet", meint Bang-Jensen. Zwischenzeitlich habe man aber weiterhin die volle Unterstützung der Eigentümer: "Es gibt keinen Investitionsstopp, wir werden heuer 80 Mio. Euro investieren."
Die Verkaufsgespräche wurden vor einigen Wochen ausgesetzt und könnten Anfang September wieder aufgenommen werden, so informierte Kreise. Als Kaufpreis werden 1,6 bis 1,7 Mrd. Euro kolportiert. Zuletzt hatten France Telecom und die US-Investmentgruppe Carlyle mit den Miteigentümern exklusiv über eine Übernahme verhandelt.
Vorkaufsrecht behindert Verkauf
Hemmschuh für den vom One-Haupteigentümer E.ON seit nunmehr fünfeinhalb Jahren geplanten Verkauf ist der komplizierte Syndikatsvertrag, der allen Eigentümern ein Vorkaufsrecht einräumt.
E.ON hält 50,1 Prozent, France Telecom und die norwegische Telenor 17,45, die dänische TDC besitzt 15 Prozent.
Im Frühsommer hatten sich die Miteigentümer schließlich erstmals zu Exklusivverhandlungen mit France Telecom durchgerungen, die dann aber wegen Unstimmigkeiten ergebnislos abgebrochen wurden.
(APA)