Showdown auf dem Online-Wettmarkt
Der britische Sportwettenanbieter BetOnSports stellt wegen des Vorgehens der US-Justiz gegen den Konzern und seine Manager seine US-Geschäfte ein. Bwin will in Deutschland weiter um sein Geschäft kämpfen.
Der Konzern wolle sich auf andere Weltregionen, insbesondere Asien, konzentrieren, sagte BetOnSports-Sprecher Kevin Smith laut der "New York Times" ["NYT"].
800 Beschäftigte in Costa Rica und Antigua, von wo der US-Markt bisher betreut wurde, werden ihren Job verlieren. Bisher machte das Wettgeschäft mit US-Bürgern 70 bis 80 Prozent des BetOnSports-Umsatzes aus.
Ex-Chef weiter in Haft
Da Online-Wetten in den USA nach Ansicht der US-Justiz dem Federal Wire Act widersprechen und damit illegal sind, hatte der Konzern seine Geschäfte von Offshore-Standorten aus betrieben.
Die Entwicklung gilt als Sieg für die Gegner von Online-Wetten in den USA und hat laut "NYT" die Analysten überrascht. Erstmals habe ein Wettportal unter Druck der US-Justiz seine Geschäfte geschlossen.
Bwin kämpft um Deutschland-Geschäft
Der österreichische Sportwettenanbieter bwin will unterdessen rechtliche Schritte gegen das durch das sächsische Innenministerium ausgesprochene Gewerbeverbot einleiten.
Mitte Juli hatte die US-Justiz das Unternehmen sowie mehrere BetOnSports-Manager wegen illegaler Internet-Wetten angeklagt. Die Staatsanwaltschaft will eine Geldstrafe in Höhe von 4,5 Mrd. Dollar [3,5 Mrd. Euro] beantragen. Der ehemalige Chef von BetOnSports, David Carruthers, ist weiterhin in den USA in Haft.
Entscheidung in wenigen Tagen?
Das zuständige Verwaltungsgericht in Dresden werde angerufen, um den vom Ministerium geforderten Sofortvollzug außer Kraft zu setzen, so ein Firmensprecher. "Wir sind zuversichtlich, weil es auch ein europarechtlich zweifelhaftes Vorgehen ist."
Der Europäische Gerichtshof hatte festgehalten, dass staatliche Wettmonopole erlaubt seien, solange der Monopolist nicht derart aggressiv auf dem Markt auftritt wie private Anbieter.
Die Gründe für den Lizenzentzug
Mit einer Entscheidung wird binnen weniger Tage gerechnet. Eventuell fällt diese aber erst vor dem Oberverwaltungsgericht Bautzen. Daran könnte sich ein langer Rechtsstreit durch alle Instanzen anschließen.
Laut "Handelsblatt" wurde die Untersagungsverfügung gegen bwin vor allem mit drei Punkten begründet: dem Angebot variabler Wettquoten, der Beteiligung ausländischer Geldgeber sowie dem Online-Auftritt.
Sachsens Innenministerium hatte am Donnerstag den Unternehmen betandwin e.K. mit Sitz im sächsischen Neugersdorf und bwin.com Interactive Entertainment AG in Wien ihre Tätigkeit im Freistaat mit sofortiger Wirkung untersagt.
DDR-Lizenz nur für feste Quoten
So beziehe sich die DDR-Lizenz der sächsischen bwin-Beteiligungsgesellschaft bwin e.K. nur auf Sportwetten mit festen Quoten.
Die Wiener bwin sei zudem als atypisch stiller Teilhaber mit 50 Prozent beteiligt worden, die anderen 50 Prozent hält Steffen Pfennigwerth. Nach Ansicht des sächsisches Innenministeriums leite aber nicht Lizenzinhaber Pfennigwerth, sondern bwin das Unternehmen.
Wetten in Geschäftslokalen
In der Unterlassungsverfügung wird auch argumentiert, dass sich die Zulassung von bwin e.K. nur auf den Betrieb eines Wettlokales beziehe.
Die Kunden müssten also in die Geschäftsstelle kommen und dürften nicht im Internet setzen. Zusätzlich sei die Lizenz auf eine Adresse ausgestellt, die nicht mehr deckungsgleich mit dem aktuellen Firmensitz sei.
"Blinder Aktionismus"
Der Verband Europäischer Wettunternehmer [VEWU] sprach von "blindem Aktionismus", mit dem "die Politik Fehlentscheidungen mit fatalen Folgen" treffe. Der Verband monierte zudem die Tätigkeit von Sachsens Innenstaatssekretär Jürgen Staupe als Aufsichtsratsmitglied der sächsischen Lotto-Gesellschaft Sachsenlotto.
Staupe hatte das Verbot für bwin verkündet. Das Innenministerium sieht darin keinen Interessenkonflikt. "Wir schützen nur das staatliche Wettmonopol", sagte ein Ministeriumssprecher.
(AP | APA | dpa)