Telering mit [fast] schwarzen Zahlen
Telering hat am Mittwoch die Zahlen für das erste Halbjahr 2002 als "im Plan" liegend präsentiert. Da Telering-Aktien nicht an der Börse gehandelt werden [die Mutter Western Wireless International hält 100 Prozent], wurden allerdings nicht alle Details bekannt gegeben.
Der Umsatz konnte im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 40 Prozent auf 98,5 Mio. Euro gesteigert werden. Ebenso konnte das EBITDA im ersten Halbjahr auf minus 5,5 Mio. Euro [nach minus 85,3 Mio.] verbessert werden.
Im zweiten Quartal hätte man sogar ein positives EBITDA erreicht, wenn nicht eine Forderung der TA dem Universaldienstfonds für das Jahr 1999 Rückstellungen in Höhe von vier Mio. Euro für den Zeitraum 1999 bis 30. Juni 2002 notwendig gemacht hätte.
Der Universaldienst
Derzeit ist die Telekom Austria vom Staat mit dem so genannten
Universaldienst beauftragt. Das Unternehmen garantiert, quasi jedem
Österreicher einen Telefonanschluss zu bestimmten Bedingungen zu
geben [Kontrahierungszwang], auch wenn der einzelne Geschäftsfall
unrentabel sein sollte. Im Gegenzug erhält die TA ab 1999 jährlich
mehrere Millionen Euro aus dem Universaldienstfonds, in den alle
Konkurrenten, die mehr als 18,2 Millionen Euro Umsatz haben,
einzahlen müssen [also auch telering]. Der erste Antrag der TA für
das Jahr 1999 wird zurzeit von der Regulierungsbehörde geprüft.
Drei Jahre "Postlaufzeit" für Rechnung
Telering-Manager Hubertus Hofkirchner zeigte sich amüsiert darüber, dass der Ex-Monopolist es sich offenbar leisten könne, Forderungen in Millionenhöhe von 1999 erst 2002 überhaupt in Rechnung zu stellen. Konkret wolle die TA für das Jahr 1999 "einige 100.000 Euro" von telering aus dem Universaldiensttitel.
Zu diesem Zeitpunkt war der alternative Anbieter noch mit dem Markteinstieg beschäftigt und verfügte noch über kein Mobilfunknetz. Hochgerechnet auf den Gesamtmarkt dürfte sich die TA vorstellen, rund 100 bis 120 Millionen Euro aus dem Universaldienstfonds allein für 1999 zu erhalten [wovon sie aber einen Großteil selbst einzahlen muss].
Dennoch sah man sich bei Telering gezwungen, für die letzten dreieinhalb Jahre sofort Rückstellungen von vier Millionen Euro zu tätigen. Man hat allerdings das Verlangen der TA bereits bei der Telekom Control beeinsprucht: "Die Dokumentation ist zweifelhaft, die Kostenrechnung nicht nachvollziehbar", so Hofkirchner.
Telering-Eckdaten
Per 30. Juni meldet Österreichs kleinster Mobilfunker 451.000
Kunden, was eine Steigerung von 22 Prozent im Jahresabstand
bedeutet. Auch im 2. Quartal konnte die Zahl der Mobilfunkkunden auf
276.000 gesteigert werden, bei den Festnetzkunden hingegen gab es
durch statistische Bereinigungen [Karteileichen] einen kleinen
Rückgang auf 175.000.
Gratis-Frequenzen gefordert
Die Verbindlichkeiten seines Unternehmens gab Hofkirchner mit rund 80 Millionen Euro zum Jahresende 2001 an. Der von Ex-Eigentümer Vodafone gewährte Kreditrahmen von 250 Millionen Euro ist damit noch lange nicht ausgeschöpft.
Auf die bevorstehende letzte Versteigerung von GSM-Frequenzen angesprochen, wies der telering-Chef darauf hin, dass die Konkurrenten Mobilkom und T-Mobile in der Vergangenheit kostenlos Frequenzpakete aus dem 1800er-Band zugeteilt bekommen hätten.
Dasselbe Recht will er nun für sein Unternehmen reklamieren, entsprechende Schritte würden unternommen. Er gehe daher davon aus, dass gar keine 1800er-Frequenzen zur Versteigerung gelangen würden.