Thailand: Ein Laptop für jeden Schüler

14.08.2006

Der 100-Dollar-Laptop wird Wirklichkeit. In Thailand sollen ab Oktober Millionen von Grundschülern mit einem tragbaren Computer ausgestattet werden. Thailand ist damit eines der ersten Länder, das die US-Initiative "One Laptop per Child" umsetzen will.

Projekt startet im Oktober

Der - politisch umstrittene - thailändische Premierminister Thaksin Shinawatra hat am Sonntag angekündigt, dass im Oktober vorerst 30, im November weitere 500 Prototypen des Laptops ausgegeben werden. Die Testgeräte sollen in ländlichen Gebieten verteilt werden, in denen der Zugang zu Technologie bisher eingeschränkt war.

"Bücher auf dem Computer lesen"

Nach diesem Testlauf in der Provinz will Thaksin eine Entscheidung über die weitere Vorgangsweise treffen. Die Laptops, die noch nicht in Serienproduktion sind, kosten um die 100 US-Dollar [79 Euro] pro Stück. Für die Kinder sind die Geräte gratis, die Kosten übernimmt die thailändische Regierung.

"Jeder Grundschüler wird gratis einen Computer erhalten, den die Regierung anstelle von Büchern kaufen wird, denn die Bücher wird man auf dem Computer lesen können", versprach Thaksin.

Prototyp vorgestellt

Der US-Computerforscher Nicholas Negroponte, der das Projekt ins Leben gerufen hat, stellte im Jänner beim Weltwirtschaftsforum in Davos einen ersten Prototypen vor.

Laut Negroponte, Gründer und Leiter des "Media Labs" am renommierten Massachusetts Institutes of Technology [MIT], wird der Rechner robust und flexibel sein und über eine eigene Stromversorgung verfügen.

Linux, Flashspeicher, WLAN, Kurbel

Als Betriebssystem soll Linux zum Einsatz kommen. Statt einer Festplatte wird der Computer Flash-Speicher bekommen. Die Laptops sollen netzwerkfähig sein und über WLAN sowie vier USB-Anschlüsse verfügen, um weiteren Speicher oder Multimediageräte anschließen zu können. Der Strom wird über eine Kurbel erzeugt, wobei eine Minute kurbeln für rund zehn Minuten Betrieb reicht.

Um zu verhindern, dass die Laptops gestohlen und weiterverkauft werden und auf dem Schwarzmarkt landen, sollen sie von ihrem Äußeren her sehr auffallend sein. Es müsse "sozial geächtet" sein, wenn man einen solchen Rechner habe und nicht Schüler oder Lehrer sei, so Negroponte.

Im ersten Produktionsjahr sollen fünf bis 15 Millionen dieser Geräte hergestellt und an Kinder in Brasilien, China, Ägypten, Thailand und Südafrika ausgegeben werden. Die Initiative wird von den Vereinten Nationen unterstützt.

Nicht unumstritten

Kritiker meinen jedoch, durch das Projekt würden wertvolle Ressourcen in unterentwickelten Ländern falsch eingesetzt. Sie sollten besser in grundlegende Infrastruktur investieren.

Auch der Softwarekonzern Microsoft hält wenig von der Idee eines Billig-Notebooks für Entwicklungsländer. Er will mit einem Prepaid-System für Computer neue Kunden in Ländern wie Brasilien, China und Mexiko gewinnen. Der Chiphersteller Intel bastelt inzwischen an einem eigenen 400-Dollar-Laptop.

Von der IT-Branche in die Politik

Der thailändische Premierminister Thaksin war vor seinem Einstieg in die Politik selbst im IT-Business tätig. Er begann als Vertreter für IBM und baute danach ein Telekom-Imperium auf, das ihn zu einem der reichsten Thailänder machte.

Für 15. Oktober sind in Thailand Neuwahlen angesetzt. Beim letzten Anlauf im Frühjahr wurden die Wahlen von der Opposition boykottiert. Sie wirft Thaksin Korruption und Machtmissbrauch vor.

(futurezone | AP)