13.09.2002

SCHELTE

Bildquelle: APA/ORF.at

Europa fehlt eine Telekom-Strategie

Der französische Wirtschaftsminister, Francis Mer, hat indirekt auch eine fehlende europäische Mobilfunk-Strategie für das Debakel der deutschen MobilCom mitverantwortlich gemacht.

Die wesentliche Gelegenheit sei verpasst worden, "eine gewisse Industriepolitik auf dem Feld der neuen Technologien zu haben", sagte der Minister am Freitag.

"Europa hat nicht den Mut gehabt, intelligente Lösungen vorzuschlagen, sodass jedes Land dann auf seine unabhängige Weise vorgegangen ist", erklärte Mer unter Anspielung auf unterschiedliche und äußerst teure UMTS-Lizenzen.

Anbietersterben hat bereits begonnen

Frankreich sei schließlich eines der Länder, die bei den Lizenzen noch am verantwortlichsten gehandelt hätten, "indem wir wesentlich billigere Lizenzen vorgeschlagen haben", sagte Mer.

Demontage der Telekom-CEOs

Der Minister kündigte an, dass der scheidende France-Telecom-Chef Michel Bon Ende September oder Anfang Oktober abgelöst wird. Er äußerte sich nicht zu einem möglichen Nachfolger.

Bon ereilt damit das gleiche Schicksal wie seinen deutschen Kollegen Ron Sommer, der ebenfalls nach einer missglückten Expansionsstrategie zurücktreten musste.

Nachspiel vor Gericht

Ex-MobilCom-Chef Gerhard Schmid will unterdessen Milliarden-Ansprüche gegen France Telecom vor Gericht geltend machen.

Schmid sagte heute: "Ich werde vor dem Frankfurter Landgericht klagen." France Telecom habe gegen den mit Mobilcom und ihm geschlossenen Kooperationsvertrag verstoßen und müsse nun mit einer Schadenersatzklage rechnen.

Zur Höhe der Klage sagte Schmid: "Milliarden-Beträge sind es allemal."