Südkorea setzt auf textilen MP3-Player
"Ich zieh' mir nur schnell meinen MP3-Player an": Dieser Satz soll bald Wirklichkeit werden - zumindest wenn es nach Südkorea geht. Dort steht "intelligente" Kleidung, bei der ein Musikplayer in den Stoff integriert ist, kurz vor der Marktreife. Das Projekt ist offenbar so revolutionär, dass es die Regierung zur Chefsache erklärt hat.
Textilien als Signalübermitler
Schon Ende des Jahres sollen die ersten tragbaren Musikplayer aus Südkorea in Massenproduktion hergestellt werden - und damit sind nicht herkömmliche Plastikgeräte im Tragegürtel gemeint, sondern "Smart Clothes", deren Stoff Daten übertragen kann.
"Die neuen Kleider bestehen aus Textilien, die digitale Signale übermitteln können und einen MP3-Player eingebaut haben", erklärte Hwang Kyu-yearn, ein Sprecher des Handels- und Industrieministeriums.
Waschen ist kein Problem
Die Kleidungsstücke sollen alle Funktionen haben, die auch heute ein herkömmlicher MP3-Player hat. Gleichzeitig fühlen sich die neuartigen Textilien wie ganz normaler Stoff an, und trotz der integrierten Schaltungen soll man die Kleidung problemlos waschen können. Nur Peripherie wie Kopfhörer müsse man vorher abstecken, heißt es.
Weitere "intelligente" Textilien aus Südkorea sollen auch die Körpertemperatur messen und sogar regulieren, Biodaten wie den Puls messen und drahtlos übertragen und die Farbe ändern können.
Auch eine Art Sensorfunktion wird entwickelt, mit der beispielsweise Kinder ihre verloren gegangenen Eltern wieder finden können. Diese Produkte stehen laut südkoreanischer Regierung ebenfalls bereits kurz vor der Marktreife und sollen Ende nächsten Jahres erhältlich sein.
Regierung unterstützt Forschung
Die südkoreanische Regierung hat die "intelligente" Kleidung zur Chefsache erklärt. Das ostasiatische Land will eine Führungsposition bei den innovativen Produkten einnehmen. Außerdem solle die risikoreiche Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet nicht allein dem freien Markt überlassen werden, sagte Hwang.
Seit 2004 wird mit Unterstützung der Regierung an den innovativen Produkten gearbeitet. Entwickelt wurde die Technologie von Forschern an der Yonsei-Universität in Seoul, zwei Modeunternehmen sind für die Umsetzung in markttaugliche Kleidung verantwortlich.
Riesiger Zukunftsmarkt prophezeit
Nach südkoreanischen Berechnungen soll die Nachfrage nach "intelligenter" Kleidung in den nächsten Jahren rasant wachsen. Schon 2014 werde es ein Sieben-Milliarden-Dollar-Markt sein. Südkorea will mindestens 20 Prozent dieses Markts kontrollieren. Auch die USA und die EU investieren in diesen Sektor.
Erste, vergleichsweise simple Produkte gibt es schon, etwa Gürtelschnallen mit integriertem Videoplayer. Auch im militärischen Bereich wird geforscht. Die Universität von Connecticut hat Fasern entwickelt, die wie ein Chamäleon ihre Farbe ändern und so den Träger tarnen können.
Bestvernetztes Land der Welt
Schon jetzt stellt Südkorea zahlreiche Audioplayer-Modelle her und fertigt die Speicherchips, die in vielen populären Geräten verarbeitet werden. Südkorea gilt zudem als das bestvernetzte Land der Welt.
72 Prozent der Einwohner verfügen über einen Breitbandanschluss, und mit verschiedensten Projekten arbeitet die südkoreanische Regierung daran, diesen High-Tech-Vorsprung auszubauen.
(futurezone | AP)