MobilCom gerettet, entlässt Mitarbeiter
Trotz der von der Bundesregierung und dem Land Schleswig-Holstein zugesagten Millionenhilfe hat der Mobilfunkanbieter MobilCom den Abbau von Hunderten Arbeitsplätzen angekündigt.
Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte Mobilcom Unterstützung bei der Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen gegenüber dessen Großaktionär France Telecom zu. Aus Brüssel kamen nach Angaben des Bundesfinanzministeriums unterdessen Signale, dass die EU-Kommission die Finanzspritze genehmigen könnte.
Insolvenz ist vom Tisch
MobilCom-Chef Thorsten Grenz sagte am Montag in Büdelsdorf, durch
die am Vorabend in Berlin vereinbarte Finanzspritze über 400
Millionen Euro sei ein Großteil der Arbeitsplätze gerettet. Ein
Insolvenzantrag sei vom Tisch.

Mehrere Hundert Arbeitsplätze weg
Die nötige Restrukturierung werde jedoch mehrere Hundert Arbeitsplätze kosten. Darüber solle der Aufsichtsrat bereits am Dienstag abstimmen. Nach dem angekündigten Rückzug von Großaktionär France Telecom in der vergangenen Woche war Mobilcom von der Insolvenz und somit vom Wegfall der über 5.000 Stellen bedroht.
Die Aktie von MobilCom schoss zu Handelsbeginn um 275 Prozent auf vier Euro in die Höhe und pendelte sich dann bei etwas über drei Euro ein.
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister, Bernd Rohwer, machte deutlich, dass das zugesagte Kreditpaket seiner Ansicht nach ausreichen sollte, um MobilCom ein halbes Jahr finanziell abzusichern. Der UMTS-Ausbau soll mit gedrosseltem Tempo fortgesetzt werden.
Übernahme der Milliardenschulden
Rohwer sagte weiter, es liege ein Schreiben vor, in dem France Telecom "erkennbar" seine Gesprächsbereitschaft zur Übernahme der Milliardenschulden von MobilCom erklärt habe.
Netzaufbau überdurchschnittlich weit fortgeschritten
Der Fertigausbau und der Betrieb des UMTS-Netzes, gegebenenfalls mit einem Partner, mache für MobilCom durchaus Sinn, heißt es. Das sei auch deshalb sinnvoll, weil der Netzaufbau bei MobilCom schon "überdurchschnittlich weit fortgeschritten" sei und MobilCom mit einer Entschuldung praktisch die Gebühr für die UMTS-Lizenz von 6,5 Mrd. Euro sowie Kosten für bisher angefallene Investitionen spare.
Während Firmengründer Gerhard Schmid nach eigener Aussage wieder an eine Zukunft von MobilCom beim UMTS-Mobilfunk glaubt, gaben sich Analysten skeptisch. Die Finanzhilfe reiche aus, den Geschäftsbetrieb kurzfristig aufrecht zu erhalten. Dies sei aber zu wenig, um den Ausbau des UMTS-Netzes wie von der Regulierungsbehörde vorgeschreiben voranzutreiben.
Ohne finanzielle Unterstützung von France Telecom habe MobilCom nur eine Chance, wenn UMTS aufgegeben oder das Unternehmen mit einem anderen fusioniert werde, sagte Klaus Baumann von SES Research.