Künstler beugen sich iTunes' Marktmacht

21.08.2006

Mit dem Siegeszug der legalen Musik-Downloads wird es für Musiker immer wichtiger, auch in Apples Musikshop iTunes vertreten zu sein. Selbst wenn ihnen die Gewinnspanne zu niedrig ist und die Künstler lieber ganze Alben verkaufen würden, öffnen sich immer mehr einstige Verweigerer dem Konzept.

Apples iTunes Music Store hat sich in seinem dreijährigen Bestehen zum wichtigsten Marktplatz für Online-Musik entwickelt. Und das Business-Modell, Einzelsongs für 99 Cent zu verkaufen hat sich dabei gegen Aboservices durchgesetzt.

Auch wenn sich Musikindustrie und viele Künstler anfangs gegen den Online-Vertrieb wehrten, sind es heute nur mehr wenige, die iTunes boykottieren.

Metallica nun auch bei iTunes

Zuletzt hat etwa die Metal-Band Metallica den Wiederstand aufgegeben und ihren Musikkatalog plus ein paar bisher nicht veröffentlichte Songs für den iTunes-Verkauf freigegeben.

Analysten glauben, dass früher oder später auch iTunes-Verweigerer wie die Beatles, Led Zeppelin, Kid Rock und Radiohead sich dem Erfolgsmodell beugen müssen, wenn sie nicht mit Einbußen rechnen wollen.

"Mit den immer weiter sinkenden CD-Verkäufen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die letzten Künstler sich ergeben", so die Meinung eines Analysten des Marktforschungsunternehmens Inside Digital Media.

Gewinnspanne auf Downloads zu klein

Während die Musikbranche ansich stets mit Piraterie-Bedenken gegen Online-Musik argumentierte, klagen die Künstler über zu wenig Verdienst. Bei einem Verkaufspreis von 99 Cent bleibe ihnen zu wenig über.

Das ist ein weiterer Grund, warum sich die Musikindustrie auch immer wieder eine Preisanhebung bei iTunes forcieren wollte, die Konzerne stießen bei Apple jedoch bisher auf taube Ohren.

Höhere Preise führen zu Piraterie

Apple-Chef Steve Jobs hatte die Abweichung vom derzeitigen Einheitspreis immer kategorisch ablehnt. Für ihn sind die 99 Cent genau jene Schmerzgrenze, bei der sich die Kunden eher für legale Musik entscheiden, bevor sie im Internet illegale Angebote nutzen.

Alben als Gesamtkunstwerk

Ein weiteres Anliegen mancher Künstler ist ein konzeptuelles: Sie sehen ihre Alben als Gesamtkunstwerk und wollen dieses auch als Ganzes verkaufen - was bei iTunes zwar möglich, aber nicht verpflichtend ist.

Der US-Rockmusiker Bob Seger etwa befindet sich derzeit mit Apple in Verhandlungen über den Release seines Albumklassikers "Night Moves" [1976] als Komplettpaket, noch sei allerdings nichts entschieden.

Ticketverkauf via iTunes

Prominenter Neuzugang bei iTunes sind etwa auch die Red Hot Chili Peppers, die erst seit April auf der Musikplattform verfügbar sind. Sie nutzten den Shop auch gleich zum Vorverkauf ihrer Konzerttickets und lieferten Bonus-Content an Nutzer, die das Album "Stadium Arcadium" vorbestellten.

Apple vs. die Beatles

Ein Sonderfall in der immer weiter schrumpfenden Rieger der iTunes-Verweigerer sind die Beatles. Sie sind zwar bis jetzt auch mit keinem anderen Online-Musik-Service in Verhandlungen getreten, liefern sich aber mit Apple seit Jahren einen erbitterten Streit um Namensrechte.

Die britische Plattenfirma der Ex-Beatles, Apple Records, warf dem US-Konzern vor, mit dem Start seiner Musik-Internet-Aktivitäten eine jahrzehntealte Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen verletzt zu haben, in der die Nutzung des Logos und des Namens Apple geregelt wurde.

Klage abgewiesen

Ein Gericht in London wies die Klage sowie die Schadenersatzforderung von 2,8 Millionen US-Dollar jedoch im Mai zurück.

Der zuständige Richter erklärte, die Nutzung des Logos stehe allein im Zusammenhang mit dem Apple Store, nicht mit der Musik. Die Verwendung sei daher rechtens.

CD-Absatz sinkt weiter

Nicht nur in den USA sinkt der Absatz von ganzen Musikalben zu Gunsten von Online-Musik weiter. Gerade aus diesem Grund wird die Online-Verfügbarkeit für etablierte Künstler unverzichtbar: Und mit 70 Prozent Marktanteil führt dabei auf kurz oder lang kein Weg an Apple vorbei.

Nachwuchs setzt auf Ruhm im Netz

Bei Nachwuchsmusikern und Indie-Bands ist die Situation etwas anders: Diese etablieren sich immer öfter über Portale wie MySpace, bauen sich dort eine Hörerschaft auf und werden dann von den großen Musikkonzernen "übernommen".

(futurezone | AP)