Deutsche Telekom soll VDSL-Netz öffnen

21.08.2006

Die EU verlangt, dass die Deutsche Telekom ihr neues Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL für Konkurrenten öffnet. EU-Medienkommissarin Viviane Reding erhofft sich dadurch mehr Wettbewerb und sinkende Preise.

Lange hat sich die Deutsche Telekom [DT] und mit ihr die die deutsche Regierung dagegen gewehrt, ihr VDSL-Netz zu öffnen und auch mit Investitionstopp gedroht - allein, es hat nichts genutzt.

Reding billigte nun einen umfassenden Regulierungsvorschlag der Bonner Bundesnetzagentur zur Breitband-Öffnung, wie sie am Montag in Brüssel bekannt gab. Sie forderte den deutschen Regulierer zudem zur sofortigen Umsetzung auf.

Öffnung von DSL, ADSL und VDSL?

Die Bundesnetzagentur hatte sich in ihrem Regulierungsentwurf eine Regulierung des VDSL-Netzes vorbehalten, sie aber auch nicht eingeschlossen. Eine Entscheidung darüber könne erst getroffen werden, wenn eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sei und Produkte angeboten würden, hieß es in dem Entwurf. Dies sei noch nicht der Fall.

Die Zugangsverpflichtung soll nach Brüsseler Ansicht DSL-, ADSL- und auch VDSL-Netze umfassen. Ihrer Ansicht nach muss die DT ihren Konkurrenten den so genannten Bitstrom-Zugang auch für die neue VDSL-Infrastruktur gewähren.

Vorworf der Verschleppung

Der deutsche Telekom-Regulator habe mehrere Jahre gebraucht, um gegen die marktbeherrschende Stellung der DT vorzugehen, so Redings Vorwurf.

In anderen europäischen Ländern hätten neue Wettbewerber dagegen schon seit langem Zugang zu den Netzen für den schnellen Internet-Zugang.

VDSL für TV, Internet und Telefonie

VDSL [Very High Data Rate Digital Subscriber Line]soll mit Triple-Play [Fernsehen, Telefonie und Internet-Zugang] nicht zuletzt den Kundenschwund bei der DT abfangen, der zuletzt für eine schlechte Bilanz sorgte. Unter anderem bietet die DT die deutsche Bundesliga über VDSL an.

Hartnäckig halten sich in den letzten Wochen Gerüchte, wonach DT-Chef Kai-Uwe Ricke wegen der schlechten Zahlen um seinen Job bangen muss.

Regierung hält zur Deutschen Telekom

Um das neue Glasfasernetz der DT gibt es seit längerem Streit. Der deutsche Gesetzgeber will das drei Milliarden Euro teure VDSL-Netz für eine befristete Zeit von der Regulierung ausnehmen. Reding ist strikt dagegen und drohte der deutschen Regierung bereits mit rechtlichen Schritten.

Reding beklagte eine im EU-Vergleich herausragende Stellung des früheren Monopolisten in der Sparte.

Die DT habe bei DSL-Anschlüssen einen Anteil von 62 Prozent, beim Breitband insgesamt von 60 Prozent. Im EU-Schnitt hielten die Konkurrenten der lange etablierten Telekom-Betreiber hingegen schon einen Anteil von 50 Prozent des Marktes.

Der Schritt werde zu "besseren Angeboten und niedrigeren Preisen für den Internet-Zugang führen", erklärte Reding. Bisher verkauften viele alternative Betreiber in Deutschland lediglich Zugänge der DT weiter und waren von deren Technik abhängig.

DT kritisiert "Überregulierung"

Die DT kritisierte erwartungsgemäß die Entscheidung. "Der deutsche Markt, das zeigen die eigenen Zahlen der EU, ist der Breitbandmarkt mit einer der höchsten Wachstumsraten", sagte ein DT-Sprecher.

Zudem hätten die Wettbewerber in Deutschland einen größeren Anteil am Markt als in anderen Ländern der Europäischen Union. Die Auflagen seien ein "klassischer" Fall von Überregulierung.

Weitere Investitionen offen

Bislang seien 500 Millionen Euro in zehn Städte geflossen, so der Specher. "Ob wir die restlichen Investitionen tätigen, ist weiter offen und hängt von der Marktentwicklung und der Regulierung ab."

Dass Konkurrenten das Netz nutzen können, hatte die DT nicht ausgeschlossen. Die Konditionen möchte der Konzern aber selbst festlegen. Im Herbst will die DT ihr komplettes Angebot vorstellen, das über das neue Netz laufen soll.

(APA | dpa | Reuters)