Google schielt auf den TV-Werbemarkt
Google will künftig auch ein Stück vom in den USA 74 Milliarden Dollar schweren TV-Werbekuchen und experimentiert dafür mit Systemen, die zielgerichtete Werbung ins Fernsehen bringen. Auch der Radiomarkt wird mit dem AdSense-System anvisiert.
Nachdem der Suchmaschinen-Gigant Google den Online-Werbemarkt bereits fest im Griff hat, sieht sich das Unternehmen nun nach neuen Einnahmequellen um.
Bei einer Konferenz zur Suchmaschinen-Strategie ließ Google-Chef Eric Schmidt vor kurzem anklingen, dass sein Unternehmen ernsthaft am TV-Werbemarkt interessiert sei. Dieser ist in den USA immerhin 74 Milliarden Dollar schwer.
TV-Werbung nicht zielgerichtet
Schmidt zeigte sich enttäuscht, dass man sich im Fernsehen immer noch Werbung anschauen müsse, die nicht klar auf den jeweiligen Zuschauer ausgerichtet ist.
Er verkündete weiters, dass sein Unternehmen "gezielte und messbare TV-Werbung" plane und sich dabei auch gute Chancen ausrechne.
PC soll auf TV-Programm reagieren
Bereits Ende Mai präsentierten Google-Forscher auf der EuroITV, der Konferenz für interaktives Fernsehen, das Forschungspapier "Social and Interactive Television Applications based on Real-Time Audio Identification" und erhielten dafür auch eine Auszeichnung.
Dabei wurde der Prototyp eines Systems mit dem Namen "Audio Query" vorgestellt, das den TV-Ton im Wohnzimmer mithört und erkennt, welches Programm gerade im Fernsehen eingeschaltet ist. Auf Basis dieser Daten will Google im Browser Zusatzinformationen, Dienste und Werbung passend zum aktuellen Fernsehprogramm anzeigen.
Mit Hilfe des computerinternen Mikrofons wird die gesamte Geräuschkulisse im Raum aufgezeichnet. Der TV-Ton wird herausgefiltert, die Daten werden komprimiert und online mit Mediendatenbanken verglichen. Laut Google ist dafür weder ein Zusatzgerät noch eine Verbindung vom PC zum Fernseher nötig.
Zukauf für Radiowerbung
Um seine TV-Ambitionen anzutreiben, sucht der Konzern bereits Software-Ingenieure für TV-Anwendungen.
Zuletzt hatte Google seine Hände nach dem Radiomarkt ausgestreckt - durch die Übernahme des Anbieters dMarc Broadcasting, der als Multimedia-Plattform zwischen Radiosendern und Werbekunden fungiert.
Das AdSense-Sytem für zielgerichtete Werbeschaltungen wird nun in dMarc integriert und soll laut Google die Radiowerbung "revolutionieren". Innerhalb von drei Monaten soll das daraus entstandene Vermarktungssystem für Radiosender und Werbekunden verfügbar sein.
Ein erster Testlauf wird derzeit bereits mit einer Detroiter Radiostation durchgeführt.
Printwerbung funktioniert nicht
Google setzte allein im vergangenen Quartal rund 2,5 Milliarden Dollar mit Online-Werbung um, die Summe hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt.
Logisch, dass sich der Konzern auch nach weiteren Einnahmequellen umsieht, auch wenn solche Versuche nicht immer erfolgreich sind. Laut Analysten hat sich das im Vorjahr gestartete Anzeigengeschäft für Printmedien nämlich nicht durchgesetzt.
Bei der Fülle an Services und Anwendungen, die Google auf den Markt wirft, dürfte dieses Risiko allerdings sehr wohl einberechnet sein.
Trotz oftmals lauter Medienbegleitung stößt ein Großteil der neuen Services bei den Nutzern nur auf geringes Interesse. Der Konzern verweist darauf, dass Fehlschläge Teil der Strategie seien.
(futurezone | ZDnet)