Österreich soll UMTS-Vorreiter werden
Als europaweit erstes Unternehmen startet die österreichische Mobilkom heute ein nationales Mobilfunknetz der dritten Generation, UMTS.
Nach der Mobilkom wird voraussichtlich in nächster Zeit nur noch Hutchison in Großbritannien das UMTS-Zeitalter einläuten. Zu Jahresende sollen auch in Italien die ersten Dienste der dritten Mobilfunkgeneration on air gehen.
Die finnische Sonera, von der die Branche lange Zeit erwartete, dass sie die erste sein würde, will nun, wie alle deutschen und auch die meisten anderen großen europäischen Player, erst im nächsten Jahr starten.
Die UMTS-Strategie der MobilkomTestfeld Österreich
Die Schuld an der verzögerten Einführung des Mobilfunkstandards schieben sich derzeit Netzbetreiber und Handyhersteller gegenseitig zu.
Nach Ansicht der Mobilfunker bringen die Handy-Erzeuger nicht rechtzeitig Geräte auf den Markt. Passenderweise will morgen der weltgrößte Handy-Erzeuger Nokia sein erstes UMTS-Modell vorstellen.
"Unser Netz ist für die kommerziellen UMTS-Handys bereit, die in drei bis sechs Monaten von den Endgeräteherstellern auf den Markt gebracht werden. Wir laden die Hersteller ein, ihre Geräte in unserem Netz, das ja bereits voll funktionstauglich ist, zu testen", erklärt Mobilkom-Chef Boris Nemsic die derzeitige Situation.
"Wir haben ganz klare Anforderungen an Terminals. Erst wenn diese erfüllt sind, werden wir Dienste der dritten Generation auch dem Endkunden anbieten. Das gilt für Qualität, Auswahl und Stückzahl gleichermaßen."
Der US-Mobiltelefonhersteller Motorola hat sein Gerät bereits im Februar auf der Mobilfunkmesse in Cannes gezeigt. Dennoch würden es die beiden großen Zulieferer nicht schaffen, zu den vereinbarten Terminen einwandfrei funktionierende Handys zu liefern, kritisiert die Branche.
Das erste UMTS-Handy von MotorolaDie Pläne der Konkurrenz
Neben der Mobilkom bauen derzeit auch T-Mobile Austria, One, telering und der chinesische UMTS-Lizenzinhaber Hutchison an österreichischen UMTS-Netzen.
T-Mobile und One wollen noch in diesem Jahr ebenfalls mit einem Testbetrieb starten. Hutchison und telering planen einen Start erst im nächsten Jahr.
Die spanische Telefonica, die ebenfalls eine österreichische UMTS-Lizenz erworben hat, hat ihre Pläne wieder gestoppt.
Telering: UMTS-Umrüstung statt NeuaufbauHandynutzer skeptisch
Je länger das Warten auf UMTS dauert, desto geringer wird allerdings das Interesse an dem neuen Standard.
Nach einer weltweiten Studie des Unternehmensberaters A.T. Kearney sind nur 29 Prozent der Handy-Nutzer an einem Wechsel zu UMTS interessiert. Als Hauptgrund wurden die höheren Kosten im Vergleich zur Nutzung der bisherigen Mobilfunknetze genannt.
Die Beratungsfirma wertete das Ergebnis als Warnung für die Mobilfunkunternehmen: Diese schafften zwar mit ihren Kampagnen Aufmerksamkeit für UMTS. Doch sie hätten es bisher nicht vermocht, ihren Kunden den Nutzen der neuen Technik zu vermitteln.
Wenig Euphorie für UMTSStart
Die Mobilkom will heute Basisstationen in Bregenz, Innsbruck, Linz, Graz, Klagenfurt, Eisenstadt, St. Pölten und Wien sowie zusätzlich in Traun, Wels und Villach in Betrieb nehmen. Diese sollen eine Erreichbarkeit von 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS gewährleisten.
Für Ende des Jahres peilt das Unternehmen eine vierzigprozentige Erreichbarkeit mit rund 1.000 Basisstationen an.
Noch bis ca. 13.00 Uhr will die Mobilkom ihre kommenden UMTS-Dienste vor der Presse präsentieren, die futureZone wird heute Nachmittag dazu einen ausführlichen Bericht bringen.
In den Netzaufbau wurden seit dem Jahr 2001 insgesamt 72 Millionen Euro investiert. Nortel und Ericsson liefern das Equipment für das UMTS-Netz. Bis 2010 rechnet man bei der Mobilkom mit Investitionen von 600 bis 700 Millionen Euro.
Der heimische UMTS-Start im Detail