Der heimische UMTS-Start im Detail
Wie berichtet, hat die Mobilkom Austria heute ihr UMTS-Netz offiziell in Betrieb genommen. Wie CEO Boris Nemsic betonte, handelt es sich dabei um einen "echten Netzstart" und keinen Demo- oder Testbetrieb.
Nach einem Netz auf der Isle of Man und in Monaco [wo sieben Basisstationen für die Abdeckung des gesamten Staatsgebietes reichen] ist dies das erste "nationale" UMTS-Netz. Damit hat man der finnischen Sonera den Rang um einen Tag abgelaufen.
Das Netz ist bereits in allen Landeshauptstädten außer Salzburg "on air" und erreicht 25 Prozent der Wohnbevölkerung. Nemsic sagte dazu: "Die Salzburger Grenzwerte [für elektromagnetische Strahlung] machen es uns unmöglich, ein UMTS-Netz in Betrieb zu nehmen. 2010 sind Olympische Spiele in Salzburg, vielleicht schaffen wir es dann."
Eigentlich sogar zwei Netze
Tatsächlich hat die Mobilkom sogar zwei geografisch und technisch
getrennte 3G-Netze eingeschaltet, die nur über den Backbone
miteinander verbunden sind. Während die Infrastruktur in Wien,
Niederösterreich, dem Burgenland, Tirol und Vorarlberg von Ericsson
stammt, ist Nortel für die Technik in der Steiermark, Kärnten,
Oberösterreich und theoretisch Salzburg zuständig.
40 Prozent bis Jahresende
In Kroatien, wo die Mobilkom-Tochter Vipnet ein Mobilfunknetz betreibt, wird zurzeit die Versteigerung der 3G-Lizenzen vorbereitet. Nemsic bezeichnete Vipnet als "Fixstarter" und meinte mit einem Lächeln im Gesicht: "Vielleicht wird UMTS dort früher funktionieren als in Salzburg."
Bis Jahresende sollen in Österreich etwa 1.000 Basisstationen am Netz angeschlossen sein und eine vierzigprozentige Netzabdeckung gewährleisten - diese wird allerdings nach den Wohnorten und nicht an der Fläche gemessen [siehe Garfik].
Im Moment gibt es auch nur eine sehr kleine Anzahl von Endgeräten. Zwei davon konnten heute beim ersten UMTS-Live-Videocall über größere Entfernung in Österreich in Aktion beboachtet werden [T-Mobile zeigt Derartiges schon länger in der Wiener Innenstadt].
Nemsic führte öffentlich ein Videotelefonat nach Graz. Wenn sich die beiden Gesprächspartner nicht bewegen, ist das Bild einigermaßen klar. Sobald aber Bewegung ins Bild kommt, wird die Angelegenheit unscharf und pixelig. Dies gilt aber für alle gegenwärtigen UMTS-Netze gleichermaßen.
Handy-Marktführer zeigt morgen erstes Gerät
Nokia wird morgen im Zusammenhang mit dem UMTS-Launch von Sonera ein erstes Modell präsentieren, welches sowohl über 2G- als auch 3G-
Funktionalität verfügt, mit dem also sowohl in GSM- als auch UMTS-Netzen telefoniert werden kann. Die unterbrechungsfreie Übernahme eines Telefonates bei Verlassen des UMTS-Versorgungsbereiches durch das GSM-Netz kann heute allerdings noch kein Netzbetreiber ermöglichen. Die entsprechende Technologie wurde erst dieser Tage von Sony Ericsson vorgeführt.
Erstmals 3G-Telefonat an GSM-Netz übergebenTempi
Der angekündigte Netzstart mit so genannten "friendly users" ist noch nicht erfolgt, da noch zu wenige 3G-Handys verfügbar sind. Hannes Ametsreiter, CMO der Mobilkom, stellte klar: "In Wirklichkeit beginnen wir dann, wenn 1.000 Handsets verfügbar sind."
Die 1.000 Basisstationen, die bis Jahresende in Betrieb gehen sollen, sind ausschließlich Makro-Stationen. Im Unterschied zu Mikro- und Pico-Sendern verfügen sie über eine höhere Reichweite, bieten dafür aber geringere Bandbreite.
Boris Nemsic versprach auf Frage der futureZone eine bereits jetzt erreichbare Geschwindigkeit der IP-basierten Datenübertragung von 384 Kb. Fachpublikationen sprechen allerdings davon, dass in Makrozellen maximal 144 Kb erreichbar sind.
Die für den User verfügbare Bandbreite ist auf Grund notwendiger Netz-, Codierungs- und Schutzinformationen selbst dann noch etwas geringer, wenn er sich alleine in einer Funkzelle aufhält und so deren gesamte Kapazität nutzen kann.
Kein 3G am 4. Advent
Unter den Weihnachtsbäumen werden sich noch kaum 3G-Mobiltelefone
finden. Dennoch zeigte sich der Mobilkom-Chef optimistisch: "Es kann
nur noch drei bis sechs Monate dauern, bis die Handys in
ausreichender Anzahl und Qualität verfügbar sind." Dann will man
auch den kommerziellen Marktauftritt machen. Die Geräte werden nach
Einschätzung von CMO Ametsreiter nächstes Jahr zwischen 800 und
1.000 Euro kosten, aber 2004 bereits für 300 bis 400 Euro
[Einkaufspreis für Netzbetreiber] erhältlich sein.
Content-Beispiele gezeigt
Als Beispiele für 3G-Content zeigte der österreichische Mobilfunk-Marktführer heute einen kurzen Ausschnitt aus der gestrigen ORF-Nachrichtensendung "Zeit im Bild 1". Die Auflösung ist zwar für verwöhnte PC-Bildschirm-Augen kein Erlebnis, aber die Darstellungen sind durchaus erkennbar.
Ab Oktober wird dann die neue Kurzinformationssendung "ORF-Newsflash" über das UMTS-Netz der Mobilkom abrufbar sein [zwei bis vier Minuten Dauer].
In Zusammenarbeit mit der Verwertungsagentur ISPR will man auch Fußballtore aus der österreichischen T-Mobile-Liga "fast live" zeigen und im Anschluss an die Spiele 20 bis 30 Sekunden lange "Zusammenfassungen" der Spiele zum Abruf bereithalten. Nicht zufällig dürfte es beim verfügbaren Multimedia-Content also Überschneidungen mit den Angeboten der Schwester jet2web.tv geben.
Investitionen
Bislang hat die Mobilkom Austria etwa 72 Millionen Euro in die
3G-Infrastruktur investiert, was etwa 25 Euro pro A1-Kunden
entspricht. Insgesamt plant das Unternehmen, zwischen 600 und 700
Millionen Euro auszugeben. Darin nicht enthalten sind die
Lizenzkosten von 171 Millionen Euro.
Stau-TV
Gleichzeitig produziert die Mobilkom auch eigenen Content. Auf einige Mobilfunkmasten wurden Webcams montiert. So wurde im Rahmen der heutigen Pressekonferenz die aktuelle Verkehrslage auf einem Abschnitt der Südosttangente live übertragen.
Die Darstellung war zwar nicht ganz ruckelfrei, doch war klar erkennbar, dass der Verkehr flüssig und die Fahrzeuge flott unterwegs waren.