Microsoft und Musikindustrie gegen Piraten
Im Kampf gegen Milliardenschäden durch das illegale Kopieren von CDs will die deutsche Software-Industrie mit der Musikbranche zusammenarbeiten.
"Das Problem betrifft beide Branchen gleichermaßen", sagte Microsoft-Deutschland-Chef Kurt Sibold am Mittwoch in München. Durch die rasante Verbreitung von CD-Brennern habe sich die Situation massiv verschärft.
Die beiden Branchen wollen gemeinsam effizientere Möglichkeiten des Kopierschutzes erarbeiten und für bessere rechtliche Rahmenbedingungen kämpfen.
Sicherheitskonzept "Palladium" von Microsoft
Microsoft verfolgt derzeit auch einen umfassenden Masterplan für
sichere bzw. kontrollierte PCs, dessen Kernstück die Integration von
DRM [Digital Rights Management] in das Betriebssystem ist. Das
"Palladium"-Programm soll auch Hardware-Komponenten umfassen, und
auch in die Server-Software sollen künftig DRM-Funktionen
eingebunden werden. Angeblich soll das nächste große Windows-Update,
das 2004 erwartet wird, erstmals "Palladium" enthalten.
Mangelndes "Unrechtsbewusstsein"
Das größte Problem ist nach Worten von Sibold das mangelnde "Unrechtsbewusstsein". Noch immer werde das Kopieren von Musik-CDs oder Software-Programmen in der Bevölkerung als Kavaliersdelikt angesehen.
Durch ausführliche Anleitungen zum Kopieren von CDs in Computerzeitschriften werde der Eifer weiter angefacht. Allein der deutschen Software-Industrie sei nach Worten von Sibold im vergangenen Jahr durch Raubkopien ein Schaden von rund 760 Millionen Euro entstanden.
Der deutsche Markt für Software-Raubkopien habe in etwa dasselbe Volumen wie der Drogenhandel, sagte Rudi Gallist, Vorsitzender des Verbandes für Software-Industrie Deutschlands [VSI].
"Unsere Industrie ist in Aufruhr. Wir verlieren jeden Tag"
Für die Musikbranche sind die Kopien von CDs nach Angaben des
Phonoverbands IFPI ein wesentlich größeres Problem als das Aufnehmen
von Schallplatten auf Musikkassetten in den 70er und 80er Jahren.
Allein 2001 seien rund 180 Millionen Musik-CDs am heimischen PC
entstanden, aber nur 170 Millionen Musik-CDs verkauft worden, sagte
der Verbandsvorsitzende Peter Zombik. Für die Branche habe dies
einen zweistelligen Umsatzrückgang bedeutet. "Unsere Industrie ist
in Aufruhr. Wir verlieren jeden Tag", sagte Zombik.
"Müssten Software verschenken"
Sowohl Musik- als auch Software-Industrie verteidigten sich gegen den Vorwurf, die Zunahme der Raubkopien durch hohe Preise für CDs und Software-Programme selbst verantwortet zu haben.
Die Preise seien notwendig, um Industrien mit Tausenden von Beschäftigten aufrecht erhalten zu können.
Selbst durch deutlich niedrigere Preise lassen sich Raubkopierer nach Worten von Sibold nicht das Handwerk legen. "Um das zu stoppen, müssten wir unsere Programme schon verschenken."