AT-Reaktionen zum Aus für Neuen Markt
Der von der Deutschen Börse angekündigte Entschluss, den Neuen Markt einzustellen, löst bei den heimischen Marktteilnehmern geteilte Reaktionen aus:
"Der Entschluss hat uns sehr überrascht. Wir wurden vorab nicht informiert", so ein leicht erzürnter AT&S-Pressesprecher Reinhold Oblak. "So geht man nicht mit Partnern um, das Vorgehen der Deutschen Börse hat ein großes Maß an Befremdung ausgelöst."
Auch bei der Beko Holding wurde man erst im Laufe des Nachmittags informiert. "Wir müssen das jetzt prüfen und werden uns die Konsequenzen überlegen", so Sprecher Max Höfferer.
Ähnlich reagierte update-CEO Gerhard Schuberth. Es sei noch zu früh, um die Konsequenzen genau abzusehen. Nun gelte es zu prüfen, ob rasches Handeln vonnöten sei. "Wir haben allerdings auch Alternativen in der Schublade", meinte Schuberth.
Generell sieht die Beko-Holding das Ende des Neuen Marktes aber gelassen: "Wir werden uns anschauen, in welches Segment wir kommen würden und was genau das für uns heißt", sagte Höfferer. Wenn es nicht in die Strategie passe, sei auch ein Wechsel an eine andere Börse möglich.
Aus für den Neuen MarktSpreu und Weizen
Bei der steirischen Pankl Racing gilt der Neue Markt "nicht mehr als Favorit", meinte Sprecherin Heidrun Sölkner. Man sei bereits doppelt gelistet, einerseits auf dem Neuen Markt, andererseits an der NASDAQ Europe: "Wir werden uns nun genau überlegen, was wir tun werden."
Es gebe bereits weitere Verhandlungen mit der NASDAQ Europe, aber auch mit der Börse in London." Allerdings merkte Sölkner an, dass auch Wien und Frankfurt nach wie vor Optionen blieben.
"Der Weizen wird sich von der Spreu trennen", teilte unterdessen Gericom-Finanzchef Gerhard Leimer in einer Aussendung mit. Gericom als internationales Unternehmen sei für den neuen "Prime Standard" bestens gerüstet. Intern bedeute die Schließung des Neuen Marktes keine Umstellung.
Die Deutsche Börse hatte am Donnerstag überraschend angekündigt, dass spätestens Ende Juni 2003 der Neue Markt und auch der Nemax eingestellt werden. Das neue Konzept für die Segmentierung des Aktienmarktes sieht im Kern eine Zweiteilung des Gesamtmarktes in zwei Segmente mit unterschiedlichen Transparenzstandards sowie ein neues sektorales Indexkonzept vor.
Deutsche BörseÜberraschung
Auch von Analystenseite zeigte man sich vom Schritt der Deutschen Börse überrascht. "Das hätte ich mir nicht gedacht", meinte RZB-Analyst Kurt Schappelwein.
Es könnte sein, dass einige österreichische Unternehmen wieder "zurückkehren". Wichtig sei, wer nun in die neuen Indizes bzw. Segmente kommt.
"Ich könnte mir vorstellen, dass einige ehemalige Neuer-Markt-Teilnehmer stark an Gewicht verlieren werden." Dann müsse man abwarten, wie die Umstrukturierung von den Anlegern aufgenommen wird.