27.09.2002

VOR & SCHLAG

Bildquelle: Photodisc

Mehrheit für Hack-Attack-Gesetz

Bei der ersten Anhörung zu dem umstrittenen Gesetzesentwurf des Kongressabgeordneten Howard Berman, der Urheberrechtsinhabern erlauben will, Peer-to-Peer-Plattformen aktiv anzugreifen, waren die Befürworter vor allem über die "Angstmacherei" der Gegner verärgert.

Berman und sein Kollege Howard Coble betonten immer wieder, ihr Vorschlag sei ein vernünftiger Plan, der sorgfältig formuliert wurde, um die Piraterie in Tauschbörsen einzudämmen.

Der Gesetzesvorschlag

Nach Bermans P2P Piracy Prevention Act sollen Copyright-Inhaber das Recht zur Umleitung oder Unterbrechung der Übertragungen bis zu File-Blocking oder aktiver Schädigung der P2P-Netze bekommen, wenn ohne Erlaubnis des Eigentümers geschützte Werke verteilt werden.

Der Entwurf nennt keine Details, welche Techniken wie etwa Viren, Würmer, DoS-Attacken oder Domain-Entführungen, erlaubt werden sollen. Er erlaubt den Urheberrechtsinhabern nicht, die Files zu löschen, begrenzt aber die Möglichkeiten der Betroffenen, wenn doch einmal Daten gelöscht wurden.

Mehrheit ist für den Entwurf

Die Kritiker konzentrieren sich vor allem auf zwei Argumente: Weder ist genau festgelegt, welche Arten von technologischen Angriffen erlaubt werden sollen, noch ist für Betroffene ein Regressanspruch vorgesehen, wenn ein Rechner eines Users versehentlich ins Visier der Unterhaltungsindustrie gekommen ist.

Coble, der den Entwurf von Berman befürwortet und die gestrige Anhörung einberufen hat, erklärte: "Ich habe noch nie so einen schlechten Ruf wegen eines Gesetzesentwurfs bekommen, den ich gar nicht eingebracht habe. Aber wenn mich Howard Berman nochmal fragen würde, ob ich ihn unterstütze, würde ich es auf jeden Fall wieder tun."

Auch die meisten Mitglieder des Unterausschusses schienen bei der gestrigen Anhörung auf der Seite der Copyright-Inhaber zu stehen, und drei [Hilary Rosen, Phil Galdston, Randy Saaf] der vier geladenen Zeugen begrüßten den Vorschlag ebenfalls.

Bisher angewandte Taktiken

Randy Saaf, Präsident der Firma MediaDefender, arbeitet schon seit Jahren im Auftrag der Musikindustrie daran, den Tauschbörsen-Usern das Leben schwer zu machen.

Saaf wendet dazu zwei verschiedene Taktiken an: Er verstopft die Leitungen der Raubkopien-Anbieter, indem sich seine Mitarbeiter von diesem User gleich über mehrere Verbindungen geschützte Titel herunterladen [ähnlich einer DoS-Attacke]. So können zu diesem Zeitpunkt keine anderen Tauschwilligen das Stück erreichen. Weiters verteilt MediaDefender auch nicht funktionierende Fake-MP3s unter falschen Titeln.

Er sprach sich für den Vorschlag aus, da sich seiner Meinung nach die P2P-Technologie immer weiter verbessern und das Downloaden geschützter Daten sonst nur noch einfacher werde.

Missbrauch wäre Tür und Tor geöffnet

Als einzige Gegnerin lehnte Gigi Sohn, Präsidentin von Public Knowledge, das Hack-Attack-Gesetz entschieden ab.

In der recht rüde geführten Befragung erklärte sie, das Gesetz würde zu weit gehen und so unvermeidbar zu unbeabsichtigten Konsequenzen, wie einem versehentlichen Angriff auf legales Material, führen.

"Einem Missbrauch durch die Urheberrechtsinhaber zum Schaden der Computeruser stände nichts im Wege", sagte Sohn.