UMTS-Imperium, etwas gebremst

25.08.2006

Einige Konzerntöchter von Hutchison 3G werden das für 2006 angestrebte Ziel eines "Break-even" heuer nicht erreichen, Österreich schon. Wo bis jetzt Telefonie mit tele.ring funktioniert hat, gibt es in einem Jahr Breitband-UMTS, verspricht Berthold Thoma, Chef von "3", 300 Mio. Euro werden investiert.

Global gesehen ...

Hutchison 3G muss seine angepeilten Geschäftsziele weltweit zeitlich etwas revidieren. Der Break-even-Point - grob gesagt: wenn die monatlichen Einnahmen stabil ebenso hoch wie die Ausgaben sind - muss von diesem Jahr auf die erste Hälfte 2007 verschoben werden.

Das teilte Li Ka-Shing, der Eigentümer des Mischkonzerns Hutchison Whampoa, am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahrsergebnisse in Hongkong mit. Nach Abzug aller Kosten für die Akquistion von Neukunden werde sich ein Break-even eben nicht für alle Konzerntöchter noch 2006 ausgehen, sagte der reichste Mann Hongkongs.

... und in Österreich

"Wir haben es noch für heuer vor" sagte Berthold Thoma, Chef von Hutchison Austria, Ende des Jahres werde man auf Monatsbasis bereits ausgeglichen bilanzieren.

Diese Zahlen beziehen sich auf das EBITDA, also auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Gerade für investitionsintensive Telekom-Branche ist diese Zahl sehr aussagekräftig, auch wenn sie über den tatsächlichen Gewinn oder Verlust unterm Strich nicht wirklich etwas aussagt.

Die Kosten der Akquisition

Bei den Akquisitionskosten pro Neukunden von 270 Euro liegt Österreich etwa im Mittelfeld aller zehn Hutchison-Tochterunternehmen, die Tendenz ist sinkend, obwohl die Kundenwerbung unvermindert weitergeht.

Das mache der Preisverfall bei UMTS-Handys möglich, denn Handy-Subventionen machen einen Großteil der Akquisitionskosten aus.

Durchnittsumsatz hoch

Beim ARPU [Durchschnittsumsatz pro Kunde und Monat] ist Hutchison mit 52,4 Euro über dem Schnitt der Konzerngruppe positioniert, dafür habe man hier höhere Netzerrichtungskosten, weil Österreich eben "mit Bergen so gesegnet" sei.

Dass erst 16 Prozent des Umsatzes mit Datendiensten erzielt wird - 84 Prozent ist gewöhnliche Telefonie" - führt Thoma teils auf eine gewisse Skepsis der Österreicher im allgemeinen gegenüber allzu Neumodischem zurück. Zudem hat Hutchison relativ spät mit der Ausgabe von Datenkarten für das UMTS bzw. HDSPA begonnen.

Wer da Breitbandförderer ist

Mit diesem "schnellen UMTS" werden im kommenden Jahr die von tele.ring übernommen Standorte mit neuen HSDPA-tauglichen Sendern aufgerüstet. Überall dort, wo man bisher mit tele.ring telefonieren konnte, werde Ende 2007 mindestens HSDPA-Bandbreite verfügbar sein, sagt Thoma.

Damit würden auch vielen Teilen Österreichs, wo bis jetzt Modemzugänge das Höchste der Gefühle waren, Breitbandanschlüsse Realität.

"Wir investieren dafür 300 Millionen Euro" sagt Thoma, wenn man diesen Betrag den 10 Millionen der von der Regierung bereitgestellten Förderung des Breitband-Ausbaus gegenüberstelle - dann sehe man, wer in Österreich so richtig Breitbandförderung betreibe, sagt Thoma abschließend.

Die größte Tochter von Hutchison 3G in Italien hat sieben Millionen Kunden und schreibt schon seit längerem ein positives EBITDA, der größte Teil des Umsatzes stammt allerdings von Wertkarten-Telefonen.

Die Halbjahresbilanz

Die Verluste der 3G-Sparte mussten mit einem Anteilsverkauf ausgeglichen werden. Zwar konnte die Konzernmutter Hutchison Whampoa eine Verdoppelung ihres Gewinns auf umgerechnet 1,9 Mrd. Euro vermelden, allerdings erbrachte allein der Verkauf von 20 Prozent am Geschäft mit Container-Häfen Hutchison 2,4 Mrd. Dollar ein. Hutchison Whampoa ist Weltmarktführer unter den Betreibern von Containerhäfen.

Im 3G-Bereich, in dem Hutchison Europas aggressivster Investor ist, konnte der Verlust um 40 Prozent reduziert werden, wobei immer noch beachtliche 1,2 Mrd. Euro Minus übrig bleiben.

(futurezone | telecoms.com | Reuters)