Akku-Rückruf bringt Sony in Bedrängnis

25.08.2006

Der Rückruf der fast sechs Millionen von Sony produzierten Notebook-Akkus, die in Dell- und Apple-Rechnern verbaut wurden, hält derzeit die Computerbranche in Atem. Sony sieht sich nicht nur mit finanziellen, sondern auch mit Imageschäden konfrontiert.

Die letzte Woche brachte die größte Rückrufaktion aller Zeiten über die internationale Computerbranche. Nach Dell muss nun auch Apple Notebook-Akkus wegen Brandgefahr aus dem Verkehr ziehen, insgesamt fast sechs Millionen Stück Lithium-Ionen-Akkus - produziert von Sony.

Für den japanischen Elektronikkkonzern bedeutet das Akku-Desaster nicht nur einen schwerwiegenden Imageschaden, sondern auch beträchtliche finanzielle Einbußen.

Kosten bis zu 200 Mio. Euro

Die Aktie des Unternehmens befand sich am Freitag nach drei Prozent Minus auf einem Einmonatstief. Sony schätzt, dass der Rückruf bis zu 200 Millionen Euro teuer werden könnte.

Analysten nehmen die jüngsten Entwicklungen mit geteilten Meinungen auf. Während manche von einer schweren Rufschädigung für Sony ausgehen, glauben andere, dass sich die Schäden für die Marke Sony in Grenzen halten werden, da von den technischen Defekten keine Sony-Geräte betroffen seien, sondern Produkte anderer Hersteller.

Sony ist bereits seit längerem in Schwierigkeiten, unter anderem wegen der Verschiebung des Starts seiner Spielekonsole PlayStation 3. Das Unternehmen ist allerdings nach einem harten Sanierungskurs und der Streichung von 10.000 Stellen derzeit in der Gewinnzone.

Ende der Rückrufaktion

Sony versicherte zugleich, es seien keine weiteren Rückrufe zu erwarten. Die Lithium-Ionen-Akkus seien zwar auch in Computern anderer Hersteller eingebaut, dort gebe es aber wegen der abweichenden Einbau-Art keine Gefahren.

"Wir glauben nicht, dass ähnliche Probleme in anderen Computern auftreten werden", so ein Sprecher.

Die offizielle Erklärung

Der Rückruf sei laut Sony-Mitteilung darauf zurückzuführen, dass in seltenen Fällen mikroskopisch kleine Metallpartikel in den zurückgerufenen Batteriezellen mit anderen Teilen der Batterie in Kontakt treten könnten, sodass ein Kurzschluss in der Zelle entsteht.

Normalerweise schalte sich ein Batteriepaket im Falle eines Zellenkurzschlusses ganz einfach ab. Dennoch könnte ein interner Kurzschluss unter einigen selten auftretenden Umständen zu Überhitzung oder möglicherweise Brandbildung innerhalb der Zelle führen.

Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines solchen Falles könne von Variationen in der Systemkonfiguration beeinflusst werden, die in verschiedenen Notebook-Computern vorkommen.

Die japanische Regierung hat nun eine Untersuchung zu den gefährlichen Akkus eingeleitet.

Lithium-Ionen-Akkus als Gefahrengut

Mit der Rückrufaktion ist die generelle Diskussion über Lithium-Ionen-Akkus wieder losgetreten worden: Die potenzielle Gefahr ist in der Industrie seit Jahren bekannt - und wird bisher mehr oder weniger stillschweigend in Kauf genommen.

Diese speziellen Akkus gelten international als Gefahrengut. Die großen Markenanbieter versuchten derzeit auf Grund des starken Preisdrucks vor allem in der Produktion Kosten zu senken, indem sie die Ladespannung heraufsetzen.

Dadurch erreiche der Akku eine höhere Kapazität - allerdings auf Kosten der Lebensdauer.

(futurezone | AFP | Reuters)