Microsoft-Kopierschutz geknackt

29.08.2006

Eine neue Software hebelt den Microsoft-Kopierschutz Windows Media DRM 10 und 11 aus, sodass im Abo-Modell erstandene Musik auch über ihr Ablaufdatum hinaus verwendet werden kann. Immer öfter werden die Nutzer-Einschränkungen kritisiert, die das "Digital Rights Management" mit sich bringt.

Kopierschutz bzw. das "Digital Rights Management" [DRM] für Online-Musik sind ein umstrittenes Thmea.

Während Musikkonzerne und -vertriebe auf diesem Weg ihr Angebot vor Raubkopierern schützen wollen, bedeuten die vielen parallel eingesetzten Einzellösungen für den Konsumenten oftmals Verwirrung und Frustration. Denn nicht jeder Kopierschutz ist mit jedem Player kompatibel.

Neue Software knackt Microsoft-DRM

Nun ist eine Software aufgetaucht, die den Microsoft-Kopierschutz Windows Media DRM 10 und 11 aushebelt und damit vor allem für Musikabo-Anbieter eine Gefahr darstellt.

Unternehmen wie Napster und Yahoo setzen bei ihren Musikshops nämlich auf das Microsoft-Format - in Kooperation mit Hardware-Herstellern, die unter dem "Plays for Sure"-Logo kompatible Geräte produzieren. Alle diese Angebote sind durch die neue Software bedroht.

Konsumentenschützer wehren sich immer öfter gegen die Kopierschutzpolitik der großen Anbieter. Apple hatte diese aber zuletzt verteidigt.

Abo-Musik mit Ablaufdatum

Die Abo-Anbieter verlangen von ihren Nutzern eine monatliche Gebühr, für die sie im Gegenzug so viel Musik herunterladen können, wie sie wollen. Wird das Abo jedoch gekündigt, verhindert die Microsoft-DRM, dass die Songs weiter abgespielt werden können.

Außerdem sollen die Songs nun auf Playern abgespielt werden können, mit denen sie vorher nicht kompatibel waren.

"FairUse4WM" macht Songs nutzbar

Laut dem Technologie-Weblog Engadget werden solche "abgelaufenen" Songs mit der Software "FairUse4WM" wieder nutzbar. Die Umwandlung soll dabei einfach und ohne Qualitätsverlust funktionieren.

Den Betreibern gelang es im Test sogar, die aus dem Napster-Shop heruntergeladenen Songs nach der Umwandlung auf einem Mac-Rechner abzuspielen. Dasselbe sei laut Engadget auch mit von Yahoo Music angebotenen Musikstücken möglich.

Trotz Kopierschutz, Klagen und Razzien bleibt der Musiktausch im Netz weiter beliebt: Jüngsten Zahlen zufolge nutzen weltweit 9,736 Mio. Nutzer Tauschbörsen wie eDonkey.

Kopierschutz schränkt Nutzerrechte ein

Nun wird es zwar nicht lange dauern, bis sich die Entwickler von "FairUse4WM" mit rechtlichen Schritten seitens Microsofts und der Musikshops konfrontiert sehen und Microsoft sein DRM per Patch vor der Aushebelung schützt.

Auch Apple hatte bereits des Öfteren mit Angriffen auf seinen "FairPlay"-Kopierschutz zu kämpfen.

Dennoch wird die Diskussion über die Interoperabilität und Kompatibilität verschiedener Musikformate, -Player und -Shops einmal mehr aufgekocht:

Konsumenten überfordert

Zwar boomt der noch junge Online-Musikmarkt, dennoch sind die Konsumenten oft verwirrt bis verärgert über die eingeschränkte Nutzung, die Kopierschutz-Mechanismen mit sich bringen. Nicht selten wird eine ganze Musiksammlung unbrauchbar, weil etwa ein neuer Player angeschafft werden musste.

Diese Problematik beschäftigt nicht nur Konsumentenschützer, sondern immer öfter auch Wettbewerbsbehörden und Regierungen. In Frankreich etwa gab es einen Gesetzesentwurf, der die Öffnung von Apples iTunes Music Store auch für andere Player als den iPod forderte.

Das Gesetz wurde jedoch insofern abgeschwächt, als diese Interoperabilität im Endeffekt nur auf Wunsch der Rechteinhaber, also der Musikindustrie, gewährleistet werden muss.

Generell wird einmal mehr klar, warum sich das "Pay-per-Download"-Modell gegen Abo-Services wie Napster durchgesetzt hat: Auch wenn die Nutzungsrechte bei allen Anbietern eingeschränkt sind, so legen viele Wert darauf, zumindest über die Besitzverhältnisse im Klaren zu sein.