IPod-Zulieferer klagt Journalisten

"verleumdung"
29.08.2006

Die Berichte, die in den vergangenen Wochen über die extremen Arbeitsbedingungen bei der iPod-Produktion in China aufgetaucht sind, ziehen nun Klagen nach sich.

In der bisher größten Verleumdungsklage Chinas bringt der iPod-Hersteller Foxconn zwei Journalisten vor Gericht, die die schlechten Arbeitsbedingungen in seinem Werk angeprangert hatten. Ein Gericht in Shenzhen fror sogar das gesamte Vermögen der Reporter der renommierten Schanghaier "China Business News" ein.

Das klagende Unternehmen Foxconn, das den Musikplayer für Apple herstellt, fordert umgerechnet drei Millionen Euro Schadenersatz. Die Klage und das scharfe Vorgehen des Gerichts lösten empörte Proteste von chinesischen Journalisten und Rechtsexperten aus.

Schuften für den Hungerlohn

Die Journalisten Wang You und Weng Bao hatten Recherchen des britischen Boulevardblattes "Mail on Sunday" aufgenommen, die schon weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt hatten.

Sie beschrieben, wie Arbeiter bei Foxconn im südchinesischen Shenzhen täglich mehr als zwölf Stunden schufteten. Sie bekämen nur 100 Euro Lohn im Monat und dürften sich bei der Arbeit nicht unterhalten.

Apple leitete Untersuchung ein

Eine Untersuchung von Apple konnte zwar einige der Vorwürfe entkräften. Doch räumte Apple Verstöße gegen seinen Verhaltenskodex ein: Überstunden lägen um 35 Prozent über dem Maximum und zu einem Viertel der untersuchten Zeit hätten Angestellte "mehr als sechs Tage in Folge" gearbeitet.

Apple hatte in letzter Zeit vermehrt mit schlechter Presse zu kämpfen: Neben sich häufenden Defekten bei Intel-Notebooks kam vergangene Woche auch noch eine Akku-Rückrufaktion hinzu.

Kritik an "absurden" Klagen

Foxconn ist der Handelsname des taiwanesischen Elektroherstellers Hon Hai Precision Industry, der einem der reichsten Taiwanesen, Terry Guo, gehört.

Experten nannten es laut Medienberichten "absurd", dass die Reporter persönlich geklagt worden seien. Das Gericht in Shenzhen habe "nicht einmal grundlegendste Ermittlungen eingeleitet", bevor es die Vermögenswerte eingefroren habe, kritisierte Professor He Weifang von Pekings Rechtsuniversität.

Zur Höhe des Schadenersatzes schrieb die "China Daily", ein normaler Reporter müsste 600 Jahre arbeiten, um das zu bezahlen. Die "China Business News" verkündete ihre Unterstützung für die Mitarbeiter.

(dpa)