Neue Formate sollen Musik-CD ablösen
CDs könnten bald das Schicksal der Vinyl-Platten teilen und durch ein neueres Medium verdrängt werden.
Denn in den letzten Jahren wurden zwei neue, hoch auflösende Musik-Formate auf den Markt gebracht, die die CD schon bald ersetzen sollen - die DVD-Audio und die Super Audio Compact Discs [SACDs]. Sony und Universal fördern SACD, Warner hingegen DVD-Audio.
Die Verbreitung der neuen Formate hängt vor allem von der Investitionsbereitschaft der Kunden ab. Die neuen Scheiben kosten zwar nicht mehr als eine CD [um die 19 USD], doch die meisten Konsumenten müssten ihr Entertainment-System zu Hause aufrüsten, um das neue Klangerlebnis auch hören zu können. Denn nur mit den richtigen Boxen klingen die neuen Formate weit besser als herkömmliche CDs.
Noch wenig Interesse
Viele sind mit der CD zufrieden und haben von SACDs und
DVD-Audios noch nie etwas gehört. "Noch interessieren sich sehr
wenige Leute für Multichannel-Systeme. Sie wollen nur ein
verlässliches, gut klingendes und günstiges Format," erklärt Jon
Iverson vom "Stereophile"-Magazin.
Details zu den Formaten
DVD-Audios und SACDs können wesentlich mehr Daten speichern als eine CD. Sie sind im Gegensatz zu den Zweikanal-CDs [Stereo] mehrkanalig [Surround Sound]. Obwohl die Mehrheit der Konsumenten mit der CD zufrieden ist, kritisieren doch viele Musikliebhaber den kalten, harten Klang der CDs, und 99 Prozent aller DJs arbeiten unbeirrt mit den Tonträgern aus PVC.
David Kawakami, Chef des SACD-Projekts bei Sony, bezeichnet die SACD als dreidimensionales Erlebnis. "Die Musik hat Tiefe, Weite und Höhe. Wie im Konzertsaal kommt die Musik nicht nur aus einer Richtung, sondern von überall auf einen zu."
Der Klang der DVD-Audios ist mit dem der SACDs vergleichbar, das Format bietet zusätzlich Bonusmaterial, wie man es von Film-DVDs gewohnt ist. Der Kunde bekommt so zum Beispiel auch das Video oder die Karaoke-Version des Songs.
Beide Formate schwer zu kopieren
Die Musikindustrie schätzt ein anderes Feature der beiden
Formate: Durch ihre Komplexität sind sie wesentlich schwerer zu
kopieren als CDs. Beide Formate sind außerdem mit digitalen
Wasserzeichen geschützt, so können die Plattenlabels den Gebrauch
der Discs kontrollieren.
Investitionen und fehlende Mobilität
Unklar bleibt nach wie vor, ob die Endkunden bereit sind, in einen besseren Sound zu investieren.
Als die zwei Formate vor drei Jahren auf den Markt kamen, waren sie für die Zielgruppe der Audiophilen gedacht: Musikliebhaber, die bereit sind, 5.000 USD und mehr in ein System zu investieren, das einen optimalen Klang wiedergeben kann.
Die meisten SACDs können nur in SACD-Playern abgespielt werden. Sony bietet zum Beispiel ein Gerät für 300 USD an, das sowohl SACDs als auch Film-DVDs spielt. Das konkurrierende DVD-Audio-Format kann man darauf aber nicht wiedergeben.
DVD-Audios können zwar in jedem herkömmlichen DVD-Player abgespielt werden, doch um den 5.1-Sound auch genießen zu können, benötigt man fünf Lautsprecher und einen Subwoofer. Diese Sound-Systeme werden zwar immer billiger, mit 200 USD muss man jedoch rechnen.
Neben den Kosten ist vor allem die mangelnde Mobilität der beiden Formate ein Rückschlag. Bis jetzt gibt es weder Ghettoblaster noch Walkman oder Geräte für das Auto. Denn um das Klangerlebnis auch erleben zu können, muss der Hörer inmitten der Lautsprecher sein.
Doch die Entwickler der Formate sind sich trotz aller Schwierigkeiten sicher: "Wer einmal eine Multichannel-Version gehört hat, wird nie wieder zurück zu Stereo wollen."
Eine Million Stück im ersten Halbjahr 2002 verkauft
Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft [ifpi] hat
Zahlen für den Verkauf von Musik-DVDs vorgelegt. Der Absatz nahm im
1. Halbjahr 2002 stark zu und wuchs im Vergleich zum
Vorjahrszeitraum um 225 Prozent auf knapp eine Million Stück. Im
ersten Halbjahr hatte er noch bei 0,4 Millionen gelegen.