Ballmer ruft zum Kampf gegen Linux auf
Microsoft-Chef Steve Ballmer hat die MS-Mitarbeiter zum verstärkten Kampf gegen Linux und andere freie Open-Source-Software aufgerufen.
"Wir haben unserer Vertriebsmannschaft gesagt, dass sie verstehen müssen, dass dies [der Kampf gegen Linux] jetzt Job Nummer eins ist. Die Leute sagen immer wieder, dass es einfacher sei, Unix-Anwendungen auf Linux zu übertragen. Wir sind jetzt ganz dicht dran, diese Aussage zu widerlegen."
Investoren meinen, dass Ballmer und seine Mannschaft es schwer haben werden, die User davon zu überzeugen, auf Windows umzusteigen, wenn es auch kostengünstiger geht.
Der US-Softwarekonzern Microsoft hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres bei einem starken Umsatzplus den Gewinn stärker als von Analysten erwartet gesteigert. Der Reingewinn ist in den drei Monaten zum Ende September 2002 auf 2,73 [Vorjahr 1,28] Milliarden USD gestiegen.
IT-Werte mit überraschend guten ZahlenKöder für Unix-Umsteiger
MS hat ein Programm vorgestellt, das Unix-Usern helfen soll, auf Windows umzusteigen. Im Juli wurde angekündigt, dass dieses Jahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 21 Prozent auf 5,2 Mrd. USD gesteigert würden.
Auf einem Ausstellungsstand auf der Linux World Trade Show hatte MS die Vorzüge von Windows mit günstigerer Wartung und mehr kompatiblen Programmen argumentiert.
In ihrem Werben um Open-Source-User sponsert MS auch Websites, die Entwicklern Ratschläge und Ressourcen anbieten. Auf diese Weise wird versucht, die Vorgangsweise bei Open Source zu emulieren.
"Ganz neue Gedankenwelt"
Auf der Partner-Konferenz Fusion 2002 hat Ballmer Mitte Juli noch
bekräftigt, dass das bislang von MS vor allem als unsicher, teuer
und innovationshemmend bezeichnete Open-Source-Projekt den Konzern
in eine "ganz neue Gedankenwelt" geführt habe. Dieser Wandel soll
durch die Tatsache ausgelöst worden sein, dass MS "keinen Weg
gefunden hat", seine Produkte "günstiger als Linux" anzubieten - was
laut Ballmer eine Premiere darstellt, denn bis dahin habe man sich
selbst "immer als den günstigsten Anbieter gelobt".
Vorstoß ins Enterprise-Business
Im Zentrum des neuen Wettbewerbs stehen große Unternehmenskunden, die bislang vor allem Großrechner mit Unix-Betriebssystemen wie Sun Solaris oder HP/UX betreiben.
Um sich von der Abhängigkeit vom stark schwankenden Geschäft mit den privaten PC-Anwendern zu befreien und neue Märkte zu erschließen, drängt Microsoft mit aller Macht in dieses Segment.
Nach Vorstellung von Bill Gates und Ballmer sollen das MS-Betriebssystem Windows und die neuen Komponenten der Netzwerk-Infrastruktur ".NET" künftig auch vermehrt auf den großen Servern und dem "Big Iron" der Rechenzentren laufen.
Doch gerade in diesem Bereich feiert derzeit die Gemeinschaft der offenen Programmanbieter ihre größten Erfolge. 2001 liefen nach einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens IDC nur vier Prozent aller Server weltweit unter Linux, bis 2006 soll der Anteil auf elf Prozent wachsen.
Deutscher Bundestag mit Linux
In Deutschland hat MS ausgerechnet bei einem Prestigeprojekt
erfahren, wie lästig der Wettbewerb mit Linux aussehen kann. Bei der
Bestückung des Deutschen Bundestages mit neuen PCs haben sich die
Parlamentarier noch vor der Bundestagswahl zwar für Windows XP
ausgesprochen, die Infrastruktur im Hintergrund soll aber mit
Linux-Servern aufgebaut werden.