Profit mit UMTS erst 2014
Die Marktforscher von Forrester Research bezeichnen die europäischen UMTS-Netzbetreiber als Träumer. Eine Umfrage unter Managern von 26 Lizenzinhabern hat ergeben, dass 87 Prozent optimistisch in Bezug auf ihr 3G-Engagement sind und 31 Prozent denken, dass es ganz bestimmt erfolgreich sein wird.
Bis auf drei Befragte planen alle ein Testnetzwerk spätestens im ersten Quartal 2003 zu betreiben und 88 Prozent planen einen kommerziellen Start vor 2004.
"Die 21 befragten Incumbents [Ex-Monopolisten] glauben, dass UMTS im ersten Jahr fünf Prozent der Gesamteinnahmen erwirtschaften wird und im fünften Jahr 39 Prozent. Aber in unseren Augen träumen die Netzbetreiber." sagte die Analystin Michelle de Lussanet.
Entwicklung fünffach überschätzt
"Nur 10 Prozent der europäischen Mobilfunkkunden werden 2007 UMTS
nutzen ¿ das ist ein Fünftel der Erwartungen, die die Anbieter
haben." Unterstrich de Lussanet ihre Zurückhaltung. Dies werde das
Erreichen der Break-Even-Schwelle im europäischen Durchschnitt auf
frühestens 2014 verschieben.
Die Glücklichen
Nach den Berechnungen bräuchten die Netzbetreiber, selbst wenn ihre "unrealistischen Marktdurchdringungs-Erwartungen" eintreffen sollten, eine Verdreifachung des ARPU [durchschnittlicher Umsatz pro Kunde] um im fünften Jahr den Break-Even zu erreichen.
"Vernünftigere Penetrationsraten und ein realistischer, über die gesamte Lizenzlaufzeit stabiler ARPU wird den durchschnittlichen Break-Even in den meisten Ländern auf 2014 verschieben, in den schlimmsten Fällen wird er vor Ende der Lizenzlaufzeit überhaupt nicht erreicht." heißt es in der Presseveröffentlichung.
Finnland, Frankreich, Italien und die Schweiz gehören demnach zu jenen Ländern, die als erste aus den roten UMTS-Zahlen kommen werden [zwischen 2010 und 2012]. Frankreich und Italien wiesen eine relativ niedrige Anzahl an Lizenzinhabern auf, wobei der Markt doch groß sei.
Die kostenlosen Lizenzen und das Fehlen von Endgerät-Subventionen würden den finnischen Betreibern helfen, während der schweizerische Markt über den höchsten ARPU verfüge [etwa 500 Euro im Jahr].
Erstes "nationales" UMTS-Netz in AT
Über Österreich werden dabei keine Detailangaben gemacht. Manche
Branchenexperten nahmen bislang an, dass Branchenführer Mobilkom
etwa 2007/2008 mit den UMTS-Diensten schwarze Zahlen schreiben wird.
Die Lizenzgebühren waren hier mit etwa 21 Euro pro Einwohner im
Europavergleich mit anderen Versteigerungsergebnissen relativ
niedrig ausgefallen.
Die Unglücklichen
In Deutschland, Portugal, Spanien und Großbritannien erwartet Forrester vor 2015 keine schwarzen Zahlen. In DE und UK liege dies an den "exorbitanten Lizenzgebühren von 683 Euro [DE] beziehungsweise 764 Euro [UK] pro Einwohner".
Alle vier genannten Ländern würden eine Zunahme der Anzahl der Mitbewerber erleben, was höhere Kosten für die Kundengewinnung und höhere Subventionen für die Endgeräte erforderlich mache.
Neustarter wie etwa Hutchison 3G würden den Break-Even überhaupt erst 2017 erreichen, da man höhere Investitionskosten zu tragen habe.
Die Zusammenfassung des Forrester Research ReportsVier Gründe für langsame UMTS-Entwicklung
Die Analystin de Lussanet nennt vier Gründe, warum der Weg zum Geld mit UMTS nicht so leicht zu gehen ist. Erstens seien die komplexe UMTS-Technologie und die Schwierigkeiten bei der Netzwerkplanung Hindernisse, insbesondere die Interoperabilität zwischen den Komponenten verschiedener Hersteller und die Übergabe von Verbindungen zwischen UMTS- und GSM-Netzen seien problematisch.
Zweitens sei die späte Verfügbarkeit von Endgeräten verantwortlich. Die komplexen Geräte müssten sowohl GSM als auch UMTS beherrschen und Funktionen wie Videostreaming, Java, Browser und Bildaufnahmen [Kamera] beherrschen ¿ alles in einem günstigen, leichten Gerät mit geringem Stromverbrauch.
Diese Anforderungen würden, zusammen mit der langsamen Akzeptanz durch die Kunden, die Hersteller nicht dazu bewegen, bald große Mengen der Handys auf den Markt zu bringen.
Drittens würden die Verhandlungen über Partnerschaften, Einnahmenteilungen und Service-Abkommen die Verfügbarkeit von 3G-Diensten verlangsamen
Viertens schließlich verweist sie auf die Geschichte: Europäische Konsumenten wären auch bei der Inanspruchnahme von Diensten wie i-mode und GPRS langsam gewesen.