Neue Debatte um Urheberrechte
Laut EU-Vorgaben hätte in Österreich eine Novelle des Urheberrechtsgesetzes bis Ende des Jahres umgesetzt werden sollen.
Durch die Auflösung des Nationalrates wird es aber nach Schätzungen aus dem Justizministerium noch Monate dauern, bis das Gesetz dort behandelt wird, so das Ö1-Mittagsjournal.
Die Durchsetzung eines verschärften Urheberrechtsgesetzes ist derzeit eines der wichtigsten Anliegen der Musik- und Filmindustrie. Vor allem die rasante Verbreitung von CD-Brennern und so genannten Peer-to-Peer-Netzwerken hat dazu beigetragen, dass das Kopieren digitaler Daten zum Kinderspiel wird.
Kopien sind größtes Problem
Für die Musikbranche sind die Kopien von CDs nach Angaben des
Phonoverbands IFPI ein wesentlich größeres Problem als das Aufnehmen
von Schallplatten auf Musikkassetten in den 70er und 80er Jahren.
Allein 2001 seien rund 180 Millionen Musik-CDs am heimischen PC
entstanden, aber nur 170 Millionen Musik-CDs verkauft worden, so der
Verbandsvorsitzende, Peter Zombik. Für die Branche habe dies einen
zweistelligen Umsatzrückgang bedeutet. "Unsere Industrie ist in
Aufruhr. Wir verlieren jeden Tag", sagte Zombik.
Digitale Wasserzeichen
Als Lösung in der Praxis wird von der Unterhaltungsindustrie vehement ein so genanntes Digital Rights Managament, kurz DRM genannt, gefordert.
Digitale Daten sollen mit einer Art Wasserzeichen versehen werden, sodass sie nur auf bestimmten Geräten oder Progammen lauffähig sind, beziehungsweise nicht kopiert werden können.
IT-Industrie muss mitspielen
Damit DRM aber funktioniert, muss die gesamte IT-Industrie
mitspielen. Diese steht traditionell Einschränkungen von außen
skeptisch gegenüber. Zwischen Unterhaltungs- und IT-Industrie kommt
es daher immer wieder zu gegenseitigen Anschuldigungen. Erst
kürzlich haben sich die beiden Industrien wieder einander annähern
können, das Misstrauen bleibt aber.
Nicht nur die IT-Industrie, auch Bürgerrechtler im digitalen Zeitalter sprechen sich gegen die Zwangsmaßnahme des Digital Rights Managements aus.
Die Internet Society [ISOC] hat in einer öffentlichen Mitteilung kürzlich Position gegenüber den viel diskutierten DRM-Systemen bezogen.
Gegen Regulierung
Die Organisation spricht sich demnach vehement gegen staatliche
Maßnahmen zur Regulierung von Technologie aus, da diese nur den
wirtschaftlichen Interessen von einigen wenigen Inhabern von
geistigem Eigentum und nicht einem Großteil der Gesellschaft
dienten.
Mit der Mitteilung will die Internet Society einen Appell an Gesetzgeber in aller Welt richten, den Schaden zu begrenzen, der durch kurzsichtige rechtliche Bemühungen entstanden sei, die zwar scheinbar die edlen Absichten der Urheberrechts-Abkommen durchsetzen sollten, in Wirklichkeit aber die Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technik verhinderten.