Google zensiert nach nationalem Recht
Laut einem aktuellen Report des Berkman Centers an der Harvard-Universität streicht Google gezielt einzelne Sites aus den Trefferlisten, wenn diese mit nationalen Gesetzen in Konflikt geraten könnten.
Konkret listet der Report rund 100 deutsche und französische Sites auf, die bei der Suche mit Google.de bzw. Google.fr nicht zu finden sind.
Bei den Seiten handelt es sich in der Regel um Nazi- oder andere "Hass"-Inhalte, die mit den deutschen oder französischen Gesetzen kollidieren. Darunter ist auch die Seite einer christlichen Sekte, die militant gegen Abtreibungen auftritt.
Bei der Suche mit Google.com werden die fraglichen Ergebnisse allerdings wieder gelistet.
Der ReportChinas Präferenzen
Besorgnis erregend finden die Autoren des Reports die Ergebnisse vor allem im Bezug auf Länder wie China, wo Google unlängst eine Zeit lang komplett gesperrt war.
Würde die Suchmaschine, die derzeit einen De-facto-Standard im Netz darstellt, ihre Ergebnislisten nämlich allen nationalen Gesetzen anpassen, wären in Ländern wie China wesentlich mehr und naturgemäß völlig andere Inhalte betroffen als jetzt in Deutschland oder Frankreich.
Sites müssen in China seit einiger Zeit eine Selbstverpflichtung unterzeichnen, nach der so genannte "subversive Inhalte" gesperrt werden. Yahoo hatte die "öffentliche Erklärung für Selbstdisziplin der chinesischen Internet-Branche" Mitte Juli unterzeichnet und war für den Kniefall von verschiedenen Bürgerrechtsgruppen kritisiert worden.
Ob Google diesen Schritt jetzt auch ohne großes Aufsehen getan hat und die Wiederfreigabe so zu erklären ist, bleibt allerdings Spekulation.
China baut die "Great Fire Wall"Das Recht auf Zensur
Als Privatunternehmen hat Google durchaus das Recht, die Ergebnislisten nach eigenem Gutdünken zu beschneiden.
Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass den Streichungen aus dem Index jeweils eine entsprechende Beschwerde der französischen oder deutschen Behörden vorausgegangen sei. Diese seien dann jeweils sehr genau geprüft worden, bevor eine Sperrung erfolgte.
Prinzipiell würde die Thematik bei Google zudem "sehr ernst und umsichtig behandelt". Eine Liste aller gesperrten Sites der verschiedenen Länderseiten will Google aber nicht veröffentlichen.
Google Deutschland macht GewinneCopyright
In der Vergangenheit ist Google sogar schon dazu gezwungen worden, einzelne Seiten aus seinen Ergebnislisten zu streichen:
Konkret wurde ein Fall bekannt, in dem Websites gegen die religiöse Organisation Scientology aus der Suchergebnisliste gestrichen wurden. Scientology hatte sich bei Google über eine Verletzung des Urheberschutzes beschwert.
Google löscht Scientology-kritische SitesAuf Lücken hinweisen
Der Autor der Havard-Studie, Ben Edelman, schlägt der Suchmaschine jetzt vor, wenigstens auf das Fehlen von Ergebnissen hinzuweisen.
Wenn bestimmte Seiten nicht mehr als Links gelistet werden dürften, weil das Unternehmen dadurch verklagt werden könnte, solle es die fraglichen Seiten wenigstens in einem Text auflisten.