Für bwins Auslandsgeschäfte wird es eng
Die Meldung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass die deutschen Bundesländer tatsächlich fest entschlossen seien, Glücksspiele im Internet und die Werbung dafür zu verbieten, hat die Aktie des österreichischen Wettanbieters bwin am Montag tief in den Keller fallen lassen.
Minus 5,3 Prozent
Das Papier verlor in einer Stunde hektischen Handels am Vormittag über fünf Prozent, im Tagesverlauf bewegte sich die Aktie seitwärts.
Am Ende stand ein Verlust von 5,3 Prozent bei einem Wert von 28,75 Euro. Im Frühjahr 2006, beim historischen Höchststand, war das Papier noch 104,32 Euro wert.
Probleme in den USA und Deutschland
Der Grund für den Verfall: Zwei der größten Märkte, in denen die weitere Expansion des aus Österreich stammenden Unternehmens stattfinden soll, sind als solche mittlerweile akut gefährdet.
Neben dem deutschen ist das der US-Markt. Auf beiden spielen sich Entwicklungen ab, die das Geschäft von Wettanbietern unmöglich zu machen drohen. Am Mittwoch wird sich das sächsische Regierungspräsidium, das den Kursverfall von bwin mit dem Entzug der Sportlizenz am 10. August noch beschleunigt hatte, wieder zu dem Fall äußern.
"Einstweiliger Rechtsschutz"
Um einer einstweiligen Verfügung und damit täglichen Bußgeldern zu entgehen, hatte bwin schon davor beim Verwaltungsgericht Dresden "einstweiligen Rechtsschutz" beantragt.
Kollektives Stemmen
Dass dieser Lizenzentzug einfach wieder rückgängig gemacht wird, ist nicht zu erwarten. Die deutschen Bundesländer, denen das staatliche Lotto-Monopol finanziell jährlich mit mehr als acht Milliarden Euro zugute kommt, wollen dieses nicht abschaffen, sondern erklärtermaßen ausbauen.
Damit stemmt man sich kollektiv gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamts, das erst vor einer Woche privaten Spielevermittlern erlaubt hatte, Annahmestellen zu errichten und die Spiele auch über Landesgrenzen hinweg zu vermitteln.
Suchtgefahren online
Eine Zulassung privater Wettangebote würde "zu einer enormen Expansion des Glücksspielmarktes führen", heißt es in den Erläuterungen zu dem Entwurf, aus dem die "F.A.Z." zitiert.
Als wichtigstes Ziel des neuen Staatsvertrages wird die Bekämpfung der Glücksspielsucht bezeichnet. Staatliche wie private Veranstalter sollen im Fernsehen und im Internet nicht mehr dafür werben dürfen, weil hier die Suchtgefahren am größten seien.
Alte DDR-Lizenzen
Berlin, Thüringen und Sachsen sollen ferner dazu verpflichtet werden, die noch aus DDR-Zeiten geltenden Glücksspiellizenzen aufzuheben. Über eine solche Lizenz verfügte bis 10. August auch bwin.
Prekärer US-Wettmarkt
Auf dem US-Markt ist die Lage ebenfalls prekär. Dort soll ein Gesetz aus dem Jahr 1961, das die Vermittlung von Glücksspielangeboten über Telefon verbietet, nun auf Wetten im Internet ausgeweitet werden.
Der Gesetzesentwurf hat bereits das Repräsentantenhaus passiert und ist nun auf dem Weg in den Senat.
Eine Verhaftung
Die Verhaftung des Geschäftsführers von Betonsports.com bei der Einreise in die USA hatte Mitte Juli die Aktien der gesamten Branche in den Keller gerissen.
Bwin [damals noch betandwin] verlor 23,8 Prozent, der deutsche Anbieter Sportingbet gar 36,6. Die eine Woche später veröffentlichte Halbjahresbilanz des ehemaligen Börsenüberfliegers war denn auch eine sehr gemischte.
(futurezone | APA | DPA)