Schummler verfälschen SETI-Ergebnisse
Ein interner Wettbewerb unter den SETI@home Usern, bei dem es darum geht, wer die meiste Rechenpower zur Verfügung gestellt hat, droht nun den guten Ruf des wohl bekanntesten Projekts zur Erforschung von möglichen Signalen außerirdischen Lebens zu schädigen.
Immer wieder werden Klagen laut, dass das offizielle Ranking der fleissigsten User-Gruppen durch Sabotage-Akte von schummelnden Teilnehmern verfälscht wird.
Die SETI@home-Administratoren ziehen es vor Beschwerde-Mails zu ignorieren und sich zu diesen Vorwürfen nicht zu äußern.
Der Wettbewerb
Der im Juni 1999 gestartete Wettbewerb ist ein Kampf mit
Prozessor-Power und Bandbreite. Das SETI-Hauptquartier in Berkeley
sendet täglich Millionen an Bytes mit digitalisierten
Weltraumsignalen an die Rechner der freiwilligen Teilnehmer um die
Pakete in so genannte Arbeitseinheiten zu entschlüsseln. Das Team,
das bis Ende 2002 die meisten dieser Arbeitseinheiten an das
SETI-Projekt zurückgeschickt hat, gewinnt den Contest.
Potenzielle Verdächtige
Beobachter des Bewerbs glauben genau zu wissen, welche Teams bei ihren Ergebnissen tricksen.
Dem lange Zeit führenden Team "Ars Technica Lamb Chop" [ATLC] droht vor allem Gefahr vom zuletzt überaschend punktenden Team "SETI@Netherlands". Beobachter und auch der SETI@Netherlands-Teamführer sind der Meinung, dieser Endspurt sei doch etwas zu schön um wahr zu sein.
Der IT-Experte Max Nealon erklärt anhand eines Rechenbeispiels, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass SETI@Netherlands seine Statistiken fälscht.
Ein 1-GHz-PC benötigt sechs Stunden um eine Arbeitseinheit fertigzustellen. Die Mitglieder des holländsichen teams liefern jedoch bis zu 5.000 Einheiten pro Tag. Dafür müssten sich 1.250 1-GHz-Rechner täglich ausschließlich dem SETI-Projekt widmen.
"Der beste holländische Teilnehmer verzeichnet 618.000 Einheiten, das ist einfach lächerlich," sagte Nealon. "Ich kenne den Aufwand für einen Einzelnen um in den Bereich der fünfstelligen Zahlen vorzudringen, geschweige denn in den sechstelligen Bereich."
"Ich habe in der ganzen Zeit 43.000 Einheiten gesammelt," sagte Nealon. "Dafür habe ich teilweise bis zu 35 Computer in meiner Garage nur mit dem Programm laufen gehabt."
Der Kampf um den ersten Platz
ATLC hatte bereits im Mai 2002 sechs Millionen Arbeitseinheiten
an das Projekt gesandt, SETI@Netherlands lag damals bei drei
Millionen Arbeitseinheiten. Seit Juli konnte SETI@Netherlands rasant
ausfschließen, nur noch eine Million Einheiten trennen nun die
Beiden.
Schummler erschüttern Vertrauen
Seit drei Jahren nutzt SETI@home freie Ressourcen von über vier Millionen Computern weltweit, um die Daten des Radioteleskops des Arecibo Observatory in Puerto Rico auszuwerten.
Anfang nächsten Jahres stellt die Station in Puerto Rico ihren Dienst ein und ein neues, leistungsfähigeres Radioteleskop des Parkes Observatory in Australien wird die Aufgabe weiterführen.
Die Probleme mit den Schummlern drohen jedoch das ganze Projekt in Verruf zu bringen. Viele User fragen sich: Wenn diese Statistiken so leicht zu überlisten sind, wie verhält es sich dann mit den offiziell erzielten Erfolgen?
Das SETI-Update Anfang 2003
Auch die Software wird erneuert. In die neue Client-Software soll
die Auto-Update-Funktion BOINC [Berkeley Open Infrastructure for
Networking Computing] integriert werden. Dadurch können in Zukunft
neue Komponenten der Software automatisch installiert werden, ohne
Erlaubnis oder Kenntnis des Users.
Einfache Methode
Eine einfach Schummel-Methode ist das partielle Auswerten und Weiterversenden der Datenpakete.
Erreicht die Auswertung der Arbeitseinheit 99 Prozent werden die Daten an hunderte andere Team-Mitglieder weitergeschickt und auf all diesen Rechner wird das letzte Prozent komplettiert und an das SETI@home-Projekt zurückgesandt. So werden aus einer Einheit schnell ein paar hundert fertige Arbeitseinheiten.
Auch die Ergebnisse der Forschungsprojekte sind dadurch gefährdet. Wird ein und dieselbe Arbeitseinheit mehrere [hunderte] Male zurückgeschickt, kann auch das Ergebnis fehlerhaft werden.