Abhörskandal in der HP-Chefetage
Der Computerhersteller Hewlett-Packard hat Privatdetektive engagiert, um die Telefone seiner Vorstandsmitglieder und auch von Journalisten abzuhören. Das Unternehmen wollte herausfinden, ob jemand Vertrauliches an die Presse weitergibt. Mittlerweile ermittelt die US-Justiz.
Beim PC-Hersteller Hewlett-Packard [HP] zeichnet sich ein Abhörskandal ab, der nicht nur gegen ethische, sondern auch gegen rechtliche Grundsätze verstößt.
HP sucht bereits seit Anfang 2005 jene Stelle, über die unter anderem interne Informationen über die Absetzung der früheren HP-Chef Carly Fiorina an die Öffentlichkeit gelangten.
Journalisten angezapft
Mit Hilfe von Privatdetektiven wurde das Unternehmen bei einem Mitglied des Direktoriums fündig: George Keyworth soll unautorisiert Einzelheiten über Beratungen des Führungsgremiums über den Rücktritt von Fiorina weitergegeben haben.
Nun wurde aber bekannt, dass auch die Televonverbindungen von neun Journalisten, darunter zwei vom Branchenmagazin "CNet", ausspioniert wurden, berichtet "CNet".
"HP ist bestürzt, dass Telefonverbindungen von Journalisten ohne deren Wissen ausgespäht wurden und wir sichern der Staatsanwaltschaft unsere Kooperationsbereitschaft zu", sagte Konzernsprecher Mike Moeller.
Die Aufsichtsratvorsitzende Patricia Dunn und die von ihr engagierten Privatdetektive stehen in der Kritik, die Vorstandsvorsitzende muss Spekulationen zufolge um ihren Job bangen.
Methodik in Frage gestellt
Nachdem HP bei der US-Börsenaufsicht angemeldet hatte, Keyworth nicht für eine weitere Amtszeit zu nominieren, hat auch das kalifornische Justizministerium Informationen zu dem Vorfall angefordert.
HP kündigte an, in vollem Umfang mit der Behörde zusammenzuarbeiten. Doch selbst die von HP engagierten Rechtsanwälte zeigten Bedenken darüber, ob die HP-Abhörmethoden mit geltendem Recht in Einklang stünden.
HP könnte dieses Jahr, gemessen am Umsatz, der weltgrößte Computerkonzern vor dem jahrzehntelangen Spitzenreiter IBM werden.
Ex-Vorstand setzt sich zur Wehr
Angeregt wurden die Untersuchungen unter anderem auch von dem ehemaligen HP-Vorstand Thomas Perkins, der im Mai sein Amt niederlegte, nachdem HP das Direktorium von den Abhörmaßnahmen unterreichtet und Keyworth zur Rede gestellt hatte.
Perkins verließ das Unternehmen und engagierte einen Rechtsanwalt, der die Verletzung seiner Privatsphäre untersuchen sollte. Er verdächtigte das Unternehmen, unzulässigerweise Telefondaten und E-Mails ausspioniert und gespeichert zu haben.
HP habe sich demnach über Perkins Versicherungsnummer Zugang zu seinen Telefonanruflisten bei AT&T verschafft.
"In diesem Fall sind möglicherweise zwei Gesetze verletzt worden, die zu einer Strafverfolgung führen können", sagte Justizminister Bill Lockyer. Dabei handle es sich um Identitätsklau und illegale Datenbeschaffung.
(futurezone | AP | Reuters)