02.11.2002

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Bildquelle: Hero

Mitfilm-Kontrolle in chinesischen Kinos

Premierengäste, die im modernsten Kinopalast Chinas zur Vorpremiere des neuesten chinesischen Martial-Arts-Blockbusters "Hero" geladen waren, mussten sich einem peinlich genauen Sicherheitscheck unterziehen, bevor sie den Saal betreten durften.

Um zu verhindern, dass einer der Besucher versucht den Film auf Videokamera mitzufilmen, musste jeder Einzelne seinen Ausweis vorzeigen, die Nummer des Ausweises wurde zwecks Erleichterung einer späteren Identifikation auf das Kinoticket geschrieben. Die Gäste wurden weiters schon beim Betreten des Foyers auf Videokamera aufgenommen.

Identifiziert, registriert, gefilzt, beobachtet

Zu guter Letzt musste sich jeder Kinofan noch seiner Wertgegenstände entledigen, um auszuschließen, dass jemand eine kleine Digicam [in welcher Form auch immer] in den Saal hineinschmuggelt. Handys, Uhren, Feuerzeuge und Kugelschreiber wurden eingesammelt und für die Dauer der Vorstellung in Verwahrung genommen.

Bevor die Besucher schließlich ihre Plätze einnehmen konnte, wurden die Sitzreihen noch mit Metalldetektoren überprüft. Dann durfte das Spektakel endlich beginnen, immer unter den Augen von wachsamen Polizisten, die mit Blick auf das Publikum vor der Leinwand saßen.

"Wir zeigen ihnen diese Filmvorschau, um sie zu unterhalten," kündigte Jiang Wei von der Produktionsfirma den Film an. "Ich bitte Sie unsere Industrie zu unterstützen und keinerlei illegale Kopien dieses Films zu machen."

Piraterie wird immer mehr zum chinesischen Problem

In einem Land, in dem über 90 Prozent der Filme, Musiktitel und Software-Produkte zu einem Bruchteil des Original-Preises als Raubkopie erworben werden, versuchen die einheimischen Künstler mit allen Mitteln ihr geistiges Eigentum zu schützen.

Während der Schutz des geistigen Eigentums früher nur als Streitpunkt zwischen dem reichen Westen und dem armen Osten gesehen wurde, ist dieses Problem längst auch zum inner-chinesischen Problem geworden. Auch die einheimischen Stars klagen inzwischen über den geringen Profit, den sie trotz ihres großen Erfolgs schlagen können.

"Es dauert keine drei Tage, bis ein eben veröffentlichter Film auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist," sagte Jiang von New Pictures weiter. "Die Industrie überlebt das nicht länger."

Noch drei Tage Nervenkitzel

Obwohl sich die meisten Zuschauer von den Sicherheitskontrollen belästigt fühlten, stieß das Anliegen der Filmemacher bei einigen auch auf Verständis.

"Zhang Yimou wird zwar ganz sicher nicht verhungern," sagte der Filmhändler Zhu Dazhong. "Aber wenn er einen guten Film macht, hat er schon Recht, dass die Leute Geld zahlen sollten, um ihn zu sehen. Die Qualität der Raubkopien ist außerdem meist sowieso indiskutabel."

"Hero" ist derzeit noch nicht am Schwarzmarkt erhältlich, doch Produzent Jiang bleibt trotz aller Sicherheitskotrollen nervös. "Bis zum 4. oder 5. November werde ich mich weiter unwohl fühlen. Denn wenn sie es doch geschafft haben bei der Vorpremiere mitzufilmen, ist er spätestens dann am Schwarzmarkt zu haben."