Das Handy ist immer und überall
Mobilkom-Chef Boris Nemsic und der Meinungsforscher Rudolf Bretschneider [Fessel-GfK] präsentierten am Mittwoch Ergebnisse einer im September durchgeführten Studie. Dabei sollte der Einfluss des Handys auf das Leben der Österreicher untersucht werden.
Dabei gaben 71 Prozent der repräsentativ befragten Personen an, mindestens ein Handy zu besitzen. Die Gruppe der 20- 24-Jährigen erreichte den Spitzenwert von 95 Prozent. In der Altergruppe der über 70-jährigen liegt die "Penetrationsrate" mit 31 Prozent noch knapp unter jener der Sechs- Zwölfjährigen [ein Drittel].
79 Prozent der österreichischen Handy-User haben das Handy "immer und überall¿ dabei, im Segment der unter 25-Jährigen gar 91 Prozent. 51 beziehungsweise 59 Prozent gaben sogar an, das Mobiltelefon nie auszuschalten.
Mobilkom AustriaKaum noch Scheu in der Öffentlichkeit
Im Vergleich zu einer im Vorjahr gemachten Studie gab es bei den Antworten auf die Frage, wie man mit dem Handy in der Öffentlichkeit umgehe, so deutliche Veränderungen, dass der Meinungsforscher Bretschneider meinte, "so starke Veränderungen in nur einem Jahr" seien "fast sensationell".
Hatten 2001 noch 57 Prozent angegeben, "öffentliche¿ Anrufe auf später zu verlegen, waren es heuer nur mehr 37 Prozent. Verdoppelt hat sich der Anteil jener, die "genauso telefonieren, als ob sie alleine wären" ¿ von acht auf 16 Hundertstel. Auf 46 Prozent [2001: 32 Prozent] gewachsen ist die Gruppe, die "kürzer" telefoniert und sich auf "das Notwendigste" beschränkt.
Rudolf Bretschneider ging sogar so weit, zu sagen: "Ohne Handy fühlen wir uns nackt." Die Österreicher wollten überall erreichbar sein und bekämen, wenn sie ihr Mobiltelefon vergessen hätten, "Entzugserscheinungen".
Kein Tag ohne
Der durchschnittliche Österreicher sendet der Studie zufolge 7,6
SMS pro Woche vom Handy oder übers Internet. Bei den unter
25-Jährigen, die hauptsächlich zum Spaß "SMSen", beläuft sich dieser
Wert sogar auf wöchentlich 23,4 Kurznachrichten. Insgesamt schicken
95 Prozent in dieser Altersgruppe SMS, in der Gesamtpopulation immer
noch knapp zwei Drittel.
Mehr Verantwortung bei jungen Menschen
Aus Sicht des Mobilfunkbetreibers gab Boris Nemsic an, dass sich gerade im jungen Kundensegment ein Trend weg von den Wertkarten hin zu den Post-pay-Verträgen abzeichne. Entsprechend habe man die Altersgrenze des Produktes "Excite" von 16 bis 26 auf zehn bis 26 Jahre gesenkt.
Diese Entwicklung wertet Nemsic als Zeichen dafür, dass die jungen Menschen im Großen und Ganzen verantwortungsvoller mit Handy und Geld umgingen.
Bretschneider steuerte Soziologisches bei: "Aus soziologischer Sicht kann man sagen, dass die Kindheit früher endet und bestimmte Jugendphasen früher beginnen, die dafür längern dauern. Das bringt eine frühere Teilübernahme von Verantwortung, vor allem beim Konsum, mit sich."
FMK zur Sozialen Bedeutung des HandysDie modernen Generationen 50+
Ein Schwerpunkt der Präsentation widmete sich einer noch unterdurchschnittlich erschlossen Zielgruppe ¿ den über 50-Jährigen. Doch auch hier haben schon 43 Prozent ein Handy, und immerhin jeder Vierte verfügt über einen Internet-Zugang [15 Prozent zu Hause, 13 Prozent im Büro oder anderswo]. Entsprechend bezeichnet die Mobilkom diese Altersgruppe als "moderne Generation".
Im Gegensatz zu anderen untersuchten Gruppen gibt es bei den "modernen Generationen" noch einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern. 54 Prozent der Männer, aber nur 35 Prozent der Frauen besitzen ein Mobiltelefon.
Auch das generelle Interesse an technologischen Neuerungen ist hoch. 55 Prozent der Handy-User über 55 Jahre sind daran interessiert [61 Prozent der Handy-User gesamt, 73 Prozent jener bis 24 Jahre]. Dabei liegen die Interessenschwerpunkte in allen Altersgruppen vor allem bei Location-Based-Services.
Bretschneider zieht daraus folgenden Schluss: "Die Technologiefeindlichkeit der Österreicher ist ein Jahrzehnte gehegtes Klischee, das nicht stimmt."