Vorerst kein Köpferollen bei HP

Spitzelaffäre
09.09.2006

Die Bespitzelungsaffäre bei Hewlett-Packard [HP] hat noch keine personellen Konsequenzen. Die Verwaltungsrat-Vorsitzende Patricia Dunn steht aber weiter im Zentrum der Kritik.

Noch am Freitag sagte sie, mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats hätten sie gebeten, trotz der Ermittlungen weiter im Amt zu bleiben.

Das "Wall Street Journal" [Samstags-Ausgabe] berichtet allerdings, dass ihr Sessel nicht ganz so sicher ist, wie es scheint.

Beratungen am Wochenende

Am Wochenende soll das Kontrollgremium zusammenkommen, um noch einmal über die Bespitzelung der eigenen Konzernspitze und auch Journalisten zu diskutieren.

Dunn selbst plant keinen Rücktritt. Sie werde allerdings gehen, sollte sie der Verwaltungsrat dazu auffordern, sagte sie der Zeitung. Sie habe erst im August von dem unrechtmäßigen Vorgehen erfahren.

Detektive handelten illegal

Dunn hatte Privatdetektive engagiert, um eine undichte Stelle, über die letztes Jahr Informationen über den Rücktritt der Ex-Chefin Carly Fiorina an die Öffentlichkeit gelangt waren, zu finden.

Zwar wurde das Aufsichtsratsmitglied George Keyworth im Mai als Informant enttarnt, die Auftragnehmer gingen dabei aber nicht zimperlich um.

Die Detektive besorgten sich unter anderem Zugang zu den Kundenkonten von HP-Aufsichtsräten und Journalisten, um Telefonverbindungen ausspionieren zu können. Während der privaten Ermittlungen gaben sie sich auch als HP-Manager aus.

Dunn zeigt sich "erschüttert"

Dunn zeigte sich "erschüttert" über das Vorgehen der Detektive. Sie sei davon ausgegangen, dass die Beweise gegen Keyworth mit legalen Mitteln erlangt wurden, sagte sie zur Zeitung.

Öffentlich wurde die Affäre nach dem Rücktritt des HP-Direktors und Keyworth-Freunds Tom Perkins, der seinen Schritt mit dem Protest gegen das Eindringen in seine Privatsphäre verband.

US-Justiz ermittelt

Die kalifornische Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob dabei gegen Gesetze verstoßen wurde. Dunn sagte der Nachrichtenagentur AP am Freitag, sie habe nicht allein gehandelt, sondern die Rückendeckung des Verwaltungsrats gehabt.

Für Perkins Rücktritt hat Dunn kein Verständnis. Sie habe bei jedem Treffen darüber informiert, dass die Untersuchungen noch andauern. Perkins selbst habe dabei den Einsatz von Lügendetektortests vorgeschlagen, so Dunn zum "Wall Street Journal".

(futurezone | AP | Reuters | dpa)