07.11.2002

BERTELSMANN

Bildquelle: PhotoDisc

Audio-CDs nur noch mit Kopierschutz

Noch vor einem Jahr hat die Bertelsmann Music Group [BMG] nach heftigen Beschwerden von Verbrauchern eine Natalie-Imbruglia-CD mit Kopierschutz wieder vom Markt genommen.

Jetzt kündigt das Unternehmen an, sein gesamtes Musikangebot künftig nur noch kopiergeschützt auszuliefern.

Dies ist nicht die erste Ankündigung dieser Art, schon mehrmals drohten die Plattenlabels mit rigorosen Maßnahmen. Doch bisher haperte es bei den einst überschwänglich begrüßten Kopierschutz-Technologien oft an der technischen Umsetzung. Probleme bereitete einerseits immer wieder die Kompatibilität mit "normalen" CD-Playern, andererseits die teilweise verblüffend einfachen Methoden, mit denen sich ein Schutz umgehen ließ.

"Dramatische Lage" rechtfertigt Vorgehen

Auf einer eigenen Website rechtfertigt BMG sein Vorgehen mit der "dramatischen Lage" in der sich die Musikindustrie derzeit befinde.

Das massenhafte Kopieren auf bespielbare CDs drohe den Künstlern ihre Existenzgrundlage zu entziehen, der weltweite Musikverkauf ging um 2001 um 10,2 Prozent zurück, in Deutschland übertraf die Zahl der Raubkopien 2001 laut BMG sogar erstmals die Zahl verkaufter Original-CDs.

Man werde daher einen Kopierschutz bei digitalen Trägermedien einsetzen, wie er auch bei vergleichbaren Medien - Computer-Software, Videospielen und DVDs - schon lange eingesetzt wird.

Bisher habe die technische Möglichkeit gefehlt, Musik-CDs vor dem Kopieren mit Hilfe von CD-Brennern zu schützen. Doch dies habe sich inzwischen geändert. Verschiedene international verfügbare Kopierschutzverfahren würden derzeit in Kooperation mit Sonopress geprüft und ständig dem neuesten Stand der Technik angepasst.

Kopierschutz macht keinen Unterschied zwischen modernen CD-Playern und -Brennern

Doch obwohl laut BMG "keine Einschränkungen" durch den Kopierschutz in Kauf genommen werden müssen, wird nun eine weitere Groteske um eine Musik-CD aus dem Hause Bertelsmann berichtet.

Ein Käufer der CD "Symbol of Life" von Paradise Lost, die mit dem Midbar-Kopierschutzverfahren Cactus Data Shield geschützt ist, beschwerte sich Ende Oktober bei BMG, da sich die CD nicht auf seinem CD-Player abspielen ließ.

In einem Antwort-Mail entschuldigte BMG sich für die Schwierigkeiten und erklärte, dass der Kopierschutz auf eine neue spezielle Technologie, die in CD-Brennern verwendet wird, reagiere. Unglücklicherweise würde die gleiche Technik auch in modernen CD-Playern und Autoradios verwendet, und der Kopierschutz könne den Unterschied zwischen Brenner und Audio-Geräten nicht erkennen.

Ein Standard-CD-Player würde diese Brennertechnologie jedoch nicht verwenden, und daher komme es bei "herkömmlichen" Geräten auch zu keinen Schwierigkeiten.

Abschließend betonte der BMG-Support noch einmal: "In Zukunft werden keine CDs ohne Kopierschutz mehr hergestellt."

Konsolidierung der Kopierschutz-Hersteller

Die israelischen Entwickler des umstrittenen Kopierschutzes Cactus Data Shield, Midbar, gaben erst am Mittwoch ihre Übernahme durch Macrovision bekannt.