Auch EMI-CDs nur noch mit Kopierschutz
Nachdem erst vor kurzem eine Groteske um eine Musik-CD aus dem Hause Bertelsmann berichtet wurde, berichtete ein weiterer Konsument von einem ähnlichen Verhalten bei EMI Deutschland.
Nach Beschwerden wegen Abspiel-Problemen einer geschützten Musik-CD, wird dem Käufer erklärt, man halte seinen Bericht über die Probleme für ein "Märchen". Der von EMI verwendete Kopierschutz sei "State-Of-The-Art", es gäbe zurzeit nichts Besseres.
Auch die Grundsatzfrage "Kopierschutz Ja oder Nein" stehe nicht mehr zur Debatte. Es sei nur eine Frage von Monaten bis alle CDs weltweit nur noch kopiergeschützt ausgeliefert würden. Dafür werde man alles tun, egal ob es dem Käufer "gefällt oder nicht".
BMG-Musikangebot nur noch kopiergeschützt
Der Bertelsmann Music Group [BMG] war in einer Antwort auf ein
Beschwerdemail eines Käufers einer mit Cactus Data Shield
geschützten CD, die auf der CD-Anlage des Konsumenten nicht
abgespielt werden konnte, das Problem zwar bekannt, Lösung konnte
man jedoch keine anbieten, da der verwendete Kopierschutz leider
keinen Unterschied zwischen Brenner und modernen Audio-Geräten
mache. Statt Support erhielt der Konsument nur noch den Hinweis: "In
Zukunft werden keine CDs ohne Kopierschutz mehr hergestellt."
"Diese Fakten werden Sie wohl nicht interessieren"
Dass nicht nur Bertelsmann der Meinung ist, die Verbraucher müssten sich mit Kopierschutzsystemen einfach abfinden, zeigt der Briefwechsel zwischen einem Käufer der CD von Toto "Through the looking glass" und der Plattenfirma EMI.
EMI rechtfertigte den Einsatz von Kopierschutz-System zuerst mit Zahlen: "Nur soviel: in diesem Jahr werden über 250 Millionen Blank-Discs und -Tapes für Musiküberspielungen neu gekauft und verwendet gegenüber 213 Millionen vorbespielten Tonträgern. Das bedeutet: nur noch für 46 Prozent aller neu genutzten Tonträger wird auch für den musikalischen Inhalt an die Repertoire-Eigentümer gezahlt."
Liest man weiter, scheint EMI von seinen Kosumenten nicht viel zu halten: "Auch ohne betriebswirtschaftliches Studium dürfte jedem Leser einleuchten, dass bei einer solchen Entwicklung die Musikindustrie nicht weiter existieren kann. ...
Wir fürchten nur, alle diese Fakten werden Sie überhaupt nicht interessieren, weil mit diesen Maßnahmen das Ende der kostenlosen Verfügbarkeit von Musik auf CDs eingeläutet wird, was Ihnen überhaupt nicht gefallen dürfte."
EMI-Kunden als potenzielle Piraten
"Falls Sie vorhaben, Kopierschutzmaßnahmen zu knacken und sich
die CDs anderweitig zu brennen, müssen wir Sie darauf hinweisen,
dass dies in Kürze mit der Umsetzung der Europäischen
Urheberrechtsnovelle in Deutsches Recht strafbar ist. Solcherart
Verletzungen des Urheberrechts werden dann auch strafrechtlich
verfolgt werden."
"Ob es Ihnen gefällt oder nicht"
Das E-Mail endet mit dem Hinweis darauf, dass Proteste absolut zwecklos seien.
"Falls Sie vorhaben, gegen zukünftige CD-Veröffentlichungen mit Kopierschutz weiterhin zu protestieren, so können wir Sie beruhigen:
Kopierschutz Ja oder Nein ist längst beantwortet, und es ist eine Frage von Monaten, bis weltweit mehr oder weniger alle CDs kopiergeschützt veröffentlicht werden.... Dafür werden wir alles tun, was uns möglich ist - ob es Ihnen gefällt oder nicht."
Der schroffe Umgang mit allzu widerspenstigen Kunden dürfte sich in der Musikindustrie, wie die BMG und EMI-Beispiele zeigen, wohl als Trend etablieren. Ob sich diese Dreistigkeit nicht gegenteilig auswirkt und die Verkaufszahlen weiter senkt, muss sich erst zeigen.
DVD-Audio und Super Audio Compact Disc
Neuere Audio-Formate wie Super Audio CD und DVD-Audio sind
bereits durch ihre Komplexität wesentlich schwerer zu kopieren als
CDs. Beide Formate sind außerdem mit digitalen Wasserzeichen
geschützt, so können die Plattenlabels den Gebrauch der Discs
kontrollieren.