USA wollen Internet komplett überwachen
Die US-Militärs haben angeblich mit dem Aufbau eines neuen Systems für die weltweite Überwachung der Internetnutzer begonnen.
Das so genannte "Information Awareness Office" [IAO] unter der Leitung des ehemaligen Sicherheitsberaters der US-Regierung Admiral John M. Poindexter hat erste Ausschreibungen für die Beschaffung von Technologie an die IT-Unternehmen verschickt, berichtet die US-Tageszeitung "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf Mitteilungen aus der Behörde.
Die Aufgabe der Abteilung liegt darin, Computersysteme für eine weltweite Rasterfahndungen zu installieren. Dabei wird ganz selbstverständlich auch die Auswertung von Daten geplant, die außerhalb des Hoheitsgebietes der USA gesammelt werden.
Per Datamining sollen genaueste Profile möglichst vieler Menschen erstellt werden, wobei Transaktionen per Kreditkarte genauso ausgewertet werden wie E-Mails und Reservierungen in Reisebüros. Das Projekt zur Netzüberwachung wird "Total Information Awareness" [TIA] genannt.
Information Awareness OfficeDauert noch Jahre
Offiziell dient das Projekt der Suche nach Terroristen. Mit einem Budget von 200 Millionen USD im Jahr will die US-Regierung Methoden entwickeln, die selbst die Überwachungsmaßnahmen des US-Inlandsgeheimdienstes NSA weit in den Schatten stellen sollen.
Unterstützung kommt auch von anderen Regierungsinstitutionen. So hilft die US-Bundespolizei FBI bei der Installation großer Datenbanken und die Behörde für Verkehrssicherheit stellt ihre Erfahrungen bei der Erstellung von Profilen über Fluggäste zur Verfügung.
Die Fertigstellung des gesamten Systems entsprechend den Planungen wird jedoch Jahre in Anspruch nehmen, so Poindexter in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme seit der Einrichtung der neuen Abteilung zu Beginn des Jahres.
Auf die üblichen Hinweise, nach denen Daten nur in Einzelfällen und auf richterliche Anordnung hin erhoben werden, verzichtet man bei dem Überwachungsprojekt.
Poindexter gilt als einer der führenden Köpfe bei Waffenlieferungen und der Ausbildung der so genannten Contras, Terroristen, die in den 80er Jahren auf Geheiß der USA in Nicaragua aktiv waren.
Das ultimative ÜberwachungssystemIn Regierungskreisen umstritten
Die TIA-Filter sollen in großem Stil nach auffälligen E-Mail-Nachrichten oder Geldtransfers, Reisebuchungen in so genannte "Schurkenstaaten" sowie die Behandlung von nicht alltäglichen Krankheiten, die auf den Umgang mit biologischen Kampfstoffen hindeuten könnten, suchen.
Das Projekt ist selbst in Regierungskreisen nicht unumstritten. So sei zwar eine bessere Datenerfassung durchaus nötig, das System des "Information Awareness Office" sei jedoch der Spionage-Overkill, so Gary Hart, Mitglied der Kommission für Nationale Sicherheit, der direkte Vergleiche zu Orwells Szenario eines Überwachungsstaates zieht.
Auch im Bereich E-Mail-Überwachung dürfte das FBI seine Erfahrungen einbringen können: Sein "Carnivore"-System ist in der Lage, Millionen von E-Mails in Echtzeit auf Stichworte zu durchsuchen.
Fahndung durch E-Mail-Überwachung