12.11.2002

BIG BROTHER

Bildquelle: PhotoDisc

USA wollen Internet komplett überwachen

Die US-Militärs haben angeblich mit dem Aufbau eines neuen Systems für die weltweite Überwachung der Internetnutzer begonnen.

Das so genannte "Information Awareness Office" [IAO] unter der Leitung des ehemaligen Sicherheitsberaters der US-Regierung Admiral John M. Poindexter hat erste Ausschreibungen für die Beschaffung von Technologie an die IT-Unternehmen verschickt, berichtet die US-Tageszeitung "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf Mitteilungen aus der Behörde.

Die Aufgabe der Abteilung liegt darin, Computersysteme für eine weltweite Rasterfahndungen zu installieren. Dabei wird ganz selbstverständlich auch die Auswertung von Daten geplant, die außerhalb des Hoheitsgebietes der USA gesammelt werden.

Dauert noch Jahre

Offiziell dient das Projekt der Suche nach Terroristen. Mit einem Budget von 200 Millionen USD im Jahr will die US-Regierung Methoden entwickeln, die selbst die Überwachungsmaßnahmen des US-Inlandsgeheimdienstes NSA weit in den Schatten stellen sollen.

Unterstützung kommt auch von anderen Regierungsinstitutionen. So hilft die US-Bundespolizei FBI bei der Installation großer Datenbanken und die Behörde für Verkehrssicherheit stellt ihre Erfahrungen bei der Erstellung von Profilen über Fluggäste zur Verfügung.

Die Fertigstellung des gesamten Systems entsprechend den Planungen wird jedoch Jahre in Anspruch nehmen, so Poindexter in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme seit der Einrichtung der neuen Abteilung zu Beginn des Jahres.

Auf die üblichen Hinweise, nach denen Daten nur in Einzelfällen und auf richterliche Anordnung hin erhoben werden, verzichtet man bei dem Überwachungsprojekt.

In Regierungskreisen umstritten

Die TIA-Filter sollen in großem Stil nach auffälligen E-Mail-Nachrichten oder Geldtransfers, Reisebuchungen in so genannte "Schurkenstaaten" sowie die Behandlung von nicht alltäglichen Krankheiten, die auf den Umgang mit biologischen Kampfstoffen hindeuten könnten, suchen.

Das Projekt ist selbst in Regierungskreisen nicht unumstritten. So sei zwar eine bessere Datenerfassung durchaus nötig, das System des "Information Awareness Office" sei jedoch der Spionage-Overkill, so Gary Hart, Mitglied der Kommission für Nationale Sicherheit, der direkte Vergleiche zu Orwells Szenario eines Überwachungsstaates zieht.