Was Murdoch mit Jamba vorhat
Gespräch mit dem Medienwissenschaftler Robin Meyer-Lucht zum Kauf des Klingeltonanbieters Jamba durch die News Corp. und den Einstieg des MySpace-Eigentümers ins Geschäft mit mobilen Inhalten.
Am Dienstag kaufte die News Corp. des Medienunternehmers Rupert Murdoch, die auch Eigentümer des Sozialen Netzwerkes MySpace ist, den Mehrheitsanteil des Klingeltonabieters Jamba vom US-Technologieunternehmen Verisign um kolportierte 187 Millionen US-Dollar.
Jamba soll zunächst mit der News-Corp.-Tochter Mobizzo verschmolzen werden, die auf den Vertrieb mobiler Videoclips spezialisiert ist. Auch ein verstärktes Zusammenspiel zwischen Jamba und der Online-Community MySpace ist geplant. In einer Presseaussendung ist bereits von einem "MySpace Mobile Store" die Rede, der vom Medienunternehmen als Vertriebsplattform für mobile Inhalte genutzt werden soll.
ORF.at sprach mit Meyer-Lucht über den Einstieg von Murdoch ins Geschäft mit mobilen Inhalten.
Meyer-Lucht leitet das Berlin Institute, eine Strategieberatung für Medienunternehmen. Davor war er unter anderem als Berater des Schweizer Verlagshauses Ringier und am MCM-Institut der Universität St. Gallen tätig.
ORF.at: Nach dem Sozialen Netzwerk MySpace hat Murdochs News Corp. nun den Klingeltonanbieter Jamba gekauft. Warum?
Meyer-Lucht: Auffällig ist, dass Murdoch MySpace vor allem deshalb gekauft hat, weil er der Meinung ist, dass Modelle wie MySpace lukrativer sind als der klassische Journalismus im Internet. Durch den Wegfall des Medienanbieter-Oligopols durch das Netz verliert Journalismus auch an wirtschaftlicher Attraktivität. Die Verlage haben noch keine Möglichkeit gefunden, Journalismus online ähnlich margenstark zu vertreiben, wie das früher bei Printmedien der Fall war.
Mit dem Kauf von MySpace hat sich Murdoch hin zu neuen Segmenten des Online-Publishings bewegt, die für ihn ähnlich lukrativ wie das Journalismusgeschäft erscheinen. Damit begibt er sich aber auch in ein anderes Wettbewerbsumfeld. Mit dem Kauf von Jamba wird Murdoch nun versuchen, das klassische Mediengeschäft mit dem mobilen Vertrieb von Inhalten zu verbinden.
ORF.at: Was macht die News Corp. mit einem Unternehmen, das hauptsächlich mit dem Verkauf von Klingeltönen Geld verdient?
Meyer-Lucht: Der Deal zeigt auch, dass das Klingeltongeschäft in eine reifere Phase getreten ist. Womöglich kann jemand, der über eine gesamte Plattform verfügt, erfolgreicher sein als ein Stand-alone-Klingeltonanbieter. Im Verbund ist die Firma für Murdoch attraktiver. Murdoch hat auch in der Vergangenheit sein Investitionsgeschick bewiesen und Unternehmen gekauft, die zusammen mehr als die Summe der einzelnen Teile ergeben haben.
ORF.at: Wie beurteilen Sie das mögliche Zusammenspiel zwischen MySpace und Jamba?
Meyer-Lucht: Jamba und MySpace lassen sich hervorragend kombinieren. Klingeltöne sind ein starker Wachstumsmarkt in den USA. Man darf auch nicht vergessen, dass mobile Vertriebswege und das Internet zunehmend zusammenrücken. Mit MySpace verfügt Murdoch schon über eine hohe Anzahl an Kundenkontakten.
Jamba stellt für Murdoch aber auch eine Plattform dar, sich ganz allgemein im Mobilfunkbereich zu positionieren, nicht nur im Klingeltongeschäft. So liegt es etwa nahe, dass MySpace über kurz oder lang auch lokative Services anbietet: etwa Karten, die mir zeigen, wo sich meine Freunde gerade befinden. Auch ein solches Angebot ließe sich in Kombination mit verschiedenen Markennamen sicherlich leichter durchsetzen.
(futurezone | Patrick Dax)