Telecom Italia: Kritik an Umbauplänen

zerschlagung
13.09.2006

Nach dem angekündigten Strategiewechsel der Telecom Italia verstärken Politik und Gewerkschaften die Kritik an den Plänen zur Restrukturierung des Unternehmens.

Verkauft das Unternehmen wie geplant seine Mobilfunktochter, wäre Italien das einzige große EU-Land mit keiner nationalen Mobilfunkgesellschaft.

Die Aufspaltung des Unternehmens in einen Festnetz- und einen Mobilfunkteil, die zum Verkauf der Mobilfunksparte TIM führen würde, soll rund 35 Mrd. Euro in die Kassen des hoch verschuldeten Konzerns spülen. Italiens Telekom-Minister Paolo Gentiloni meinte, die Regierung sei über diese Entscheidung nicht im voraus informiert worden.

Prodi wartet ab

Gentiloni erklärte, er teile die Überraschung und die Sorge von Premier Romano Prodi, in diesem Stadium könne jedoch noch kein abschließendes Urteil erfolgen, weil nicht klar sei, ob die Mobilfunksparte an ein ausländisches Unternehmen geht. Der italienische Staat hat als Teilhaber an der Telecom ein Vetorecht, mit dem die Regierung die Aufspaltung der Gesellschaft verhindern könnte.

Innerhalb der Regierungskoalition verlangen Kommunisten und Grüne, die Entscheidung zu blockieren, und auch die Opposition zeigte sich über den Umbau perplex. Die Partei der Italienischen Kommunisten (PDCI) befürchtet, dass die TIM in ausländische Hände geraten könnte und Tausende von Jobs wegrationalisiert werden könnten. "Der Telekommunikationsbereich ist eine strategische Branche für unser Land.

Angst vor Verkauf ins Ausland

Man darf niemandem erlauben, mit seiner industriellen Strategie Firmen zu zerstückeln und dabei den Interessen des Landes zu schaden", sagte der Sprecher der italienischen Kommunisten in der Abgeordnetenkammer, Pino Sgobio.

Sozialminister Paolo Ferrero, Vertreter der altkommunistischen Rifondazione, betonte, die bevorstehende Veräußerung der TIM sei die Folge einer verheerenden Privatisierungspolitik der Telecom Italia in den vergangenen Jahren. Der selben Ansicht ist Gewerkschaftsführer Guglielmo Epifani: "So stirbt Telecom Italia". Am heutigen Mittwoch demonstrierten einige Hunderte Mitarbeiter der Telecom Italia vor dem Sitz der Mailänder Börse.

(APA)