19.11.2002

USA

Bildquelle: us fb

"Vereinigte Überwachungs-Staaten"

Den Agenten de US-Bundespolizei FBI und anderen US-Ermittlern wurden gestern von einem Berufungsgericht weitgehende Freiheiten bei der Überwachung zahlreicher Netze und einzelner Verdächtiger eingeräumt:

Der in geheimer Zusammensetzung tagende "Foreign Intelligence Surveillance Court of Review" entschied, dass die Ermittlungsbehörden künftig schneller und leichter bei Verdacht auf Spionage oder Terrorismus eine Überwachungsgenehmigung von einem speziellen Spionage-Gericht erhalten. Damit kann das FBI alle Telefone und das Haus des Verdächtigen abhören und auch seinen Computer und seine E-Mail überwachen.

Demnach dürfen die Ermittler die Möglichkeiten des nach dem 11. September verabschiedeten "USA Patriot Act" voll anwenden. Eine untere, als "Spionagegericht" bezeichnete Instanz ["Foreign Intelligence Surveillance Court"], hatte die Überwachungsmaßnahmen im Mai als zu weitgehend bezeichnet.

"Revolutioniert Terrorbekämpfung"

Das Berufungsgericht ging jedoch am Montag noch einen Schritt weiter. Es warf den FBI-Anwälten vor, schon seit Jahren zu zimperlich gewesen zu sein. So hätten sie seit den 80er Jahren bei Abhörerlaubnissen rechtliche Hürden errichtet, die vom Gesetz her nicht nötig gewesen wären.

Justizminister John Ashcroft zeigte sich begeistert. "Die Entscheidung des Berufungsgerichts revolutioniert unsere Möglichkeit, gegen Terroristen zu ermitteln und terroristische Akte zu verfolgen."

Kritiker reagierten dagegen entsetzt. Die US-Bürgerrechtsvereinigung ACLU spricht bereits von den "Vereinigten Überwachungs-Staaten von Amerika".

Internet komplett überwachen

Von den Kritikern des "USA Patriot Act" wird dessen zweifelhafte Erlaubnis zum Spitzeln in einer Linie mit den Aktivitäten des "Information Awareness Office" [IAO] gesehen, dessen Ziel nichts weniger als die Komplettüberwachung des Interntes ist.

Das IAO unter der Leitung des ehemaligen Sicherheitsberaters der US-Regierung, Admiral John M. Poindexter, hat letzte Woche erste Ausschreibungen für die Beschaffung von Technologie an IT-Unternehmen verschickt.

In einem Kommentar der "New York Times" warnte der angesehene Kolumnist William Safire bereits unter der Überschrift: "Du bist ein Verdächtiger", dass künftig niemand mehr vor der totalen Überwachung sicher sei. Jede Kreditkartenabrechnung, jede Banküberweisung, jede E-Mail, jeder Führerscheinantrag könne von den Pentagon- Hochleistungsrechnern analysiert werden.