"Die dunkle Seite der Telekom Austria"
Wie berichtet, hat die Telekom Austria [TA] am Montag in einer Aussendung den Mitbewerbern "missbräuchliche Verwendung von gemieteten Übertragungswegen" vorgeworfen, was eine "Gefährdung des öffentlichen Telekommunkationsnetzes" bewirken würde, und die Abschaltung von "S0"-Leitungen angedroht.
Die ISPA [Vereinigung der österreichischen Internet-Service-Provider] hat daraufhin am Mittwoch in der Aussendung "Die dunkle Seite der Telekom Austria" die "Vorgangsweise der TA gegenüber kleineren Internet-Providern verurteilt".
Der TA wird vorgeworfen, "erneut gegen alle Regeln der Fairness verstoßen" zu haben und sich nicht an eine Schlichtungsempfehlung der RTR zu halten.
Inode: "Schuss der TA ins eigene Knie"
Für den Provider Inode ist das Vorgehen der TA ein "Schuss ins
eigene Knie". Man werde etwa 800 Leitungen kündigen und entbündeln.
Danach könne man auf denselben Leitungen hochbitratige Übertragungen
anbieten ¿ zu deutlich geringeren Kosten.
TA nutzt selbe Technologie
Aus Sicht der ISPA ist die Androhung der Leitungssperrung ungerechtfertigt und deren öffentliche Kundmachung ohne vorhergehende Kontaktaufnahme mit den betroffenen Unternehmen "besonders verwerflich".
Auf die technische Seite Bezug nehmend hätten demnach "die inhaltlichen Vorhaltungen der TA keine Basis" und könnten "leicht widerlegt werden".
Der TA sei schon lange bekannt, dass die Leitungen bei Einhaltung der vorgeschriebenen 100 kHz mehr als 192 kbit zuließen. Sogar die TA selbst würde die S0-Leitungen mit höheren Bitraten betreiben.
Kurt Einzinger, ISPA-Generalsekretär:
"Seit dem Regierungszusammenbruch und der von uns auch
kritisierten Auswechslung des Telekom-Regulators wurde das Verhalten
der Telekom gegenüber anderen Wettbewerbern im Internet-Bereich
deutlich aggressiver und präpotenter", stellte Einzinger fest. "Kaum
lässt die politische Kontrolle nach, zeigt die Telekom Austria ihr
wahres Gesicht: das eines Monopolisten, der seine Verfügungsgewalt
über das Festnetz [Local Loop] dazu ausnutzt, die ISPs vom Markt zu
drängen."
Schlichtungsempfehlung wird ignoriert
Schließlich verweist die ISPA auf eine Schlichtungsempfehlung der Regulierungsbehörde aus dem Jahr 1999, in der die Behörde der Telekom Austria empfehle, Zwei-Draht-Leitungen ohne Endgeräte und ohne technische Beschränkung zur Verfügung zu stellen, da sie selbst diesen Leitungstyp für digitale Übertragungen [DDL-L, DDL-HS] nutze.
"In der Schlichtungsempfehlung wird ebenfalls festgehalten, dass nicht dokumentiert werden konnte, dass es jemals durch den Einsatz von Breitbandmodems zu Beeinträchtigungen oder Störungen im Telekom-Netz gekommen ist. Die TA ist dieser Empfehlung bis heute nicht nachgekommen", schreibt die ISPA.
Die Monopolzeiten und die Postpickerl
"Die Telekom Austria will offensichtlich wieder zu den alten Monopolzeiten zurück, wo jedes Endgerät [Telefon oder Modem] mit einem Postpickerl versehen sein musste, was diese nur teuer machte und den technischen Fortschritt bremste", so Einzinger.