Breitbandnetz für Film-Downloads gerüstet
Nach Apples Einstieg in den Markt für Film-Downloads erwartet die Branche einen regelrechten Boom. Die heimischen Anbieter sehen sich für die verstärkte Bandbreitennachfrage gerüstet, wollen aber die Kapazitäten weiter ausbauen.
Musik, Videos, Filme - das sich ständig vergrößernde Content-Angebot im Netz fordert immer mehr Bandbreite von seinen Nutzern bzw. den Internet-Providern.
Nach den Prognosen der Marktforscher von iSuppli soll das weltweite Marktvolumen der Video-Downloads bis 2010 auf knapp 13 Mrd. Dollar explodieren. Und immer mehr Anbieter wollen von diesem Kuchen mitnaschen.
So auch der Computerhersteller Apple, der kürzlich Film-Downloads für seinen iTunes Music Store angekündigt hat.
Film-Downloads teilweise unbequem
Eine halbe Stunde soll der Download eines Films im H.264-Codec laut Apple-Chef Steve Jobs dauern - bei einer Bandbreite von fünf MBit. Nicht viele "normale" Internet-Nutzer verfügen über einen solchen Anschluss.
Auch von Providerseite ist man sich bewusst, dass derzeitige Angebote mit einem durchschnittlichen privaten Breitbandzugang noch nicht wirklich komfortabel nutzbar sind.
Bald Selbstverständlichkeit?
Laut einem Sprecher des größten alternativen heimischen Anbieters Tele2/UTA werde es aber nicht mehr lange dauern, bis Film-Downloads so selbstverständlich werden, wie es das Herunterladen von Musik heute bereits ist.
"Idealerweise wird der Kunde seine Downloads jedoch in eher betriebsschwachen Zeiten durchführen und den Nachmittag und den Abend vermeiden, wo das Internet sehr stark 'bevölkert' wird", so die Meinung von UPC, das mit chello und Inode zwei Anbieter vereint.
In Deutschland wurden diesen Sommer monatlich bereits 160.000 Kaufvideos heruntergeladen, wie der Branchenverband BITKOM nun bekannt gab. Die Entwicklung geht rasant weiter.
Erst 35 Prozent Breitbandnutzer
Österreich liegt mit einer Breitband-Penetration von 35 Prozent der Haushalte per Ende 2005 im weltweiten Vergleich im unteren Mittelfeld.
Sollte der Markt tatsächlich wie prognostiziert boomen, bleibt die Frage offen, ob der Traffic die Kapazitäten der heimischen Provider nicht übersteigt.
"Kapazität noch nicht ausgeschöpft"
Bei Tele2/UTA sieht man sich einem möglichen Ansturm gelassen gegenüber: "Die Kapazität der Backbone-Netzwerke in Österreich ist noch lange nicht ausgeschöpft", so ein Sprecher. Gleichzeitig würden sowohl die Datenkompressionsverfahren als auch die Übertragungstechniken immer leistungsfähiger.
Die Telekom Austria sieht sich für diese Anforderungen bestens gerüstet und testet und implementiert laut eigenen Angaben laufend neue Techniken, um auch zukünftige Bandbreitenanforderungen realisieren zu können. Der überwiegende Teil des Investitionsvolumens werde in den Breitbandausbau investiert.
Die nächste Generation: ADSL2
Auch Silver-Server-Chef Oskar Obereder betont, dass das eigene Netz präventiv bereits auf ADSL2 ausgebaut wurde. Die Entwicklung sei rasant: "Wo vor Jahren noch ISDN mit 128 KBit Bandbreite als mit wirtschaftlichen Mitteln maximal erreichbare Bandbreite gehandelt wurde, sind heute auf der gleichen Kupferdoppelader Bandbreiten von über 20 MBit der Quasi-Standard."
UPC, Mutter von chello und Inode, ist zuversichtlich: "Wir haben frühzeitig die Entwicklung nach erhöhtem Bandbreitenbedarf erkannt und die Netzwerkplanung danach ausgerichtet." Auch bei Inode wird bereits die nächste Breitbandgeneration ADSL2+ mit bis zu 24 MBit angeboten.
Die Angaben zur heimischen Breitbandnutzung gehen durcheinander: Laut EU surft nur ein Fünftel aller Haushalte mit schnellem Breitband, einem weiteren Fünftel reicht auch langsames Schmalband. Der Rest ist offline und sechs Prozent wissen erst gar nicht, was Internet ist.
Studie sieht Bandbreite im Hintergrund
Eine aktuelle Studie des Marktforschers Arthur D. Little sieht aber weniger die Bandbreite als neue Services als Schlüssel für den Breitbandausbau in Europa.
Bisher sei Bandbreite der Schlüssel zur Kundenzufriedenheit bei Internet-Produkten gewesen, als der Wechsel von Dial-up zu ADSL und Kabel noch einen Quantensprung für die Nutzung neuer Dienste bedeutete.
Seit die meisten Breitbandprodukte anwenderfreundlich seien, werde der Kampf um die Gunst des Verbrauchers zunehmend bei Inhalten und Diensten ausgefochten.
Verschränkung wichtig
Telekom-Sprecherin Ursula Berger dazu: "Services, die über Breitband angeboten werden, sind schon heute wichtige Umsatztreiber. Die dazu benötigten Bandbreiten sind eine Voraussetzung, aber immer weniger das Kaufargument."
IPTV, etwa das TA-Angebot aonDigital TV, sei das beste Beispiel für diesen Trend, da hier ein Fernsehdienst und keine Bandbreite für einen monatlichen Fixbetrag angeboten werde.
Bei Tele2/UTA sieht man einen Kreislauf: "Natürlich sind dem durchschnittlichen Internet-Nutzer im Alltag attraktive Dienste wichtiger als die Technik im Hintergrund oder die Bandbreite seines Internet-Zugangs. Die meisten Internet-Dienste sind aber erst mit Breitband wirklich komfortabel nutzbar."
Preis bleibt wichtigstes Argument
Auch wenn die notwendigen Kapazitäten also laut Anbietern gesichert sind, stoßen sich immer noch viele Nutzer an den ihrer Meinung nach zu hohen Preisen für Breitband-Services. Im Endeffekt ist schließlich der Preis das wohl schlagendste Argument, das die Breitbandentwicklung fördern könnte.
(futurezone | Nayla Haddad)