"Crackdown" gegen Online-Glücksspiel

17.09.2006

Mit der Verhaftung der bwin-Geschäftsführer in Frankreich wurde der vorläufige Höhepunkt einer Verhaftungswelle gesetzt. Das konzertierte Vorgehen gegen Internet-Glücksspiel haben sich die USA, Frankreich und Deutschland offenbar auf dem G-8-Gipfel in St. Petersburg Mitte Juli ausgemacht.

Verhaftung Nummer eins

Begonnen hatte alles in den USA mit der Verhaftung des Geschäftsführers der britischen Offshore-Firma BetOnSports, David Carruthers, am 17. Juli. Carruthers war beim Umsteigen auf dem Weg nach Costa Rica und Antigua, wo das Unternehmen Standorte unterhält, in Dallas verhaftet worden.

Die US-Justiz hat das Unternehmen sowie mehrere BetOnSports-Manager wegen illegaler Internet-Wetten angeklagt. Die Staatsanwaltschaft will eine Geldstrafe in Höhe von 4,5 Mrd. Dollar [3,5 Mrd. Euro] beantragen.

Lizenzentzug und Kurssturz

BetOnSports stellte seine USA-Geschäfte am 11. August ein, einen Tag nachdem das deutsche Bundesland Sachsen der österreichischen bwin die Lizenz entzogen hatte. Diese stammte noch aus DDR-Zeiten.

Zwischen den Verhaftungen standen enorme Kursstürze um 30 Prozent und mehr an einem Tag, und zwar quer durch die weltweite Gambling-Branche, an der Tagesordnung. Den erfolgsverwöhnten Anlegern wird seither mit neuen Kursbewegungen in Richtung Keller demonstriert, was eine richtige Volatiliät ist.

Verhaftungsdoppelpack

Am Ende der ersten Septemberwoche wurde der Geschäftsführer der britischen Sportingbet in den USA verhaftet.

Am vergangenen Freitag wurden die beiden Vorstände des börsennotierten heimischen Online-Wettanbieters bwin, Manfred Bodner und Norbert Teufelberger, in Südfrankreich verhaftet. Begründung: Verdacht auf illegales Glücksspiel. Auch nach französischem Recht ist Online-Gambling eigentlich verboten.

Gleichzeitig sprach mit Bayern bereits das dritte deutsche Bundesland ein Wettverbot aus. Dass alles das nicht zufällig passiert, weil einer nach dem anderen kapiert, dass den eigenen, [bundes-]staatlichen Lotterien Milliarden an Umsätzen entgehen, zeigt das Timing der gesamten Angelegenheit.

Das Timing ...

Die Verhaftung des Geschäftsführers von BetonOnSports ging am letzten Tag des G-8-Treffens in St. Petersburg in Szene. Diesem Gremium gehört neben den USA und Frankreich auch Deutschland an. Rund um die hohe Politik werden dort auch wirtschaftlich sowie in anderen Belangen die Weichen gestellt.

... und die Weichenstellung

Sämtliche EU-Gesetzesinitiativen zur Überwachung von Telefonie und Internet seit Anfang der 90er Jahre gehen auf gemeinsame Beschlüsse der G-7- bzw. G-8-Staaten zurück.

Heikles wird generell hinter verschlossenen Türen ausgehandelt und gern auch informell. Von so manchem Beschluss findet sich in den offiziell veröffentlichten Dokumenten keine Spur.

Klagen der Fußballklubs

Während die bwin-Chefs gerade ersten Verhören unterzogen wurden, ging eine Klage mehrerer europäischer Fußballvereine gegen Sportwettanbieter wie bwin in Frankreich und Belgien bei Gericht ein.

Unter den Klägern sind Real Madrid, der FC Porto und PSV Eindhoven. Laut Klage nützen die Wettanbieter Namen und Image der Mannschaften ohne jede Genehmigung rein kommerziell.