US-Provider wollen Download-Limits
Was in Österreich schon lange üblich ist, überlegen nun auch US-Internet-Service-Provider [ISPs]. Betreiber von High-Speed-Anbindungen wollen mit einer neuen Preisgestaltung und der Schaffung von monatlichen Download-Limits die Tauschbörsen-Aktivitäten ihrer User einschränken.
Die Dauer-Downloader, so genannte "Bandwidth Hogs", würden zwar nur einen kleinen Teil der Kunden ausmachen, dabei jedoch unverhältnismäßig viel Bandbreite benötigen.
Mit der Einführung von beschränkten Download-Volumina will man nun ein angemessenes Mittel gegen den Download von urheberrechtlich geschütztem Material gefunden haben. Rechtliche Schritte konnten das File-Sharing bisher nicht eindämmen.
Chello "erlaubt" zehn GB/Monat
Chello hatte erst im August das seit Jahren gut gehütete
Geheimnis um seine "Fair Use Policy" gelüftet. Ein Download-Limit
von unter zehn GB wurde für die Einhaltung des "Fair Use" empfohlen.
Spam und Pop-ups als Bandbreitenfresser
Die Initiative ist jedoch nicht unumstritten. Um das System zu implementieren, muss der Provider erst dafür sorgen, dass eine genaue Überprüfung der Höhe des Datenverkehrs [Traffic-Zähler] möglich ist.
Weiters riskiert man mit der Kürzung der bisher unbegrenzten Download-Volumina, den Zorn der User auf sich zu ziehen. Kritiker klagen auch darüber, dass schon unerwünschte Werbe-Pop-ups und Spam-Mails einen Teil des monatlichen Kontingents aufbrauchen würden. Auch werbefinanzierte Software wie der Browser Opera würden unbemerkt einen kleinen Teil des Volumens verbrauchen.
Auch gäbe das Limit Angreifern eine neue Möglichkeit, Nutzern zu schaden. Durch wiederholtes Senden großer Datenmengen an einen fremden Rechner könnte man eine Überschreitung des monatlichen Limits ganz ohne Zutun des Account-Inhabers provozieren.
Einige Provider versuchen dem Problem jedoch mit anderen Mitteln beizukommen. Sie wollen nur den Traffic der P2P-Systeme blockieren oder zumindest hinten anreihen, damit andere beim Surfen durch das Netz nicht gestört werden.
80 US-Cent pro zusätzliche 100 MB
Bisher hat kein US-Kabelbetreiber eine Limitierung. Als erster
Kabelprovider in Nordamerika hat Bell Kanada mehrere Preispakete mit
verschiedenen Download-Grenzen eingeführt. Überschreitet man die
jeweilige Grenze [zwei, zehn oder 20 GB], fallen 80 US-Cents pro
zusätzliche 100 MB an.
Erste Limits für Ende 2002 erwartet
Durch das Limit würden auch Einbußen bei der Geschwindigkeit, die Nachbarn eines "Bandwidth Hogs" derzeit noch in Kauf nehmen müssen, aus der Welt geschafft.
Das Interesse an der Eindämmung der Tauschbörsen-Aktivitäten ist wohl weniger ein persönliches als ein wirtschaftliches. Die Musikindustrie hat die Provider bereits des Öfteren aufgefordert, Dauer-Downloadern, die das Copyright verletzten, zu kündigen. Bisher beließen es die ISPs aber bei einer Verwarnung.
Analysten rechnen mit der Einführung der ersten Download-Limits in den USA bis Ende des Jahres.
Grokster-Präsident Wayne Rosso meint dazu nur: "Damit schaden sich die Provider selbst. Sie werden nur ihre Kunden vergraulen."
Musikindustrie fordert Preisgabe der Identität
Die RIAA versucht derzeit auf dem Rechtsweg den Provider Verizon
zu zwingen, die Identität eines vermeintlichen Tauschbörsen-Piraten
preiszugeben.