Virtueller Krieg gegen den Irak startet
In den nächsten Tagen werden die US-Streitkräfte ihren Krieg gegen den Irak beginnen - jedenfalls virtuell.
Der Kommandant des United States Central Command [Centcom], General Tommy Franks, wird derzeit mit seinem Stab in Qatar erwartet, wo in einem möglichen Krieg die US-Kommandozentrale liegen wird.
Die USA haben im Oktober in dem Golfemirat ein mobiles Hauptquartier ["As-Sayliyah"-Basis] errichtet, nachdem Saudi-Arabien den USA die Erlaubnis verweigert hatte, die für mehrere Milliarden USD errichtete "Prince Sultan Airbase" als Befehlsstandort für einen Irak-Krieg zu verwenden.
In Qatar sollen von Montag an rund 1.000 US-Soldaten und 400 Briten unter der Leitung von Franks den Krieg gegen den Irak auf der Kommando- und Kommunikationsebene komplett durchspielen. Die Übung "Internal Look" soll angeblich bis zum 15. Dezember dauern.
Centcom, das auch den Einsatz der US-Truppen in Afghanistan leitet, ist eigentlich in der McDill-Basis in Tampa, Florida, beheimatet.
United States Central CommandQatar hat bisher allerdings nicht offiziell bekannt gegeben, dass die US-Streitkräfte von hier aus einen möglichen Irak-Krieg führen dürfen.
Fotogalerie: Aufbau der "As-Sayliyah"-Basis"Realistische Szenarien"
Das von der US-Presse durchgehend als "War Games" bezeichnete Manöver soll "fiktive, aber realistische" Szenarien durchspielen, wobei ein Computer die Reaktion des Feindes und die Wetterlage simulieren wird.
Die amerikanischen und britischen Streitkräfte werden dabei den Einsatz sämtlicher Kommunikationstechnologien bis hin zu den kämpfenden Truppenteilen testen, der einzige Unterschied zum Ernstfall soll sein, dass diese eben nicht wirklich den Irak angreifen.
Bei der Planung des möglichen Feldzuges gegen den Irak soll laut US-Militärexperten der reibungslosen Kommunikation aller Truppenteile eine noch größerer Bedeutung zukommen als im Golfkrieg vor rund zehn Jahren.
Dabei setzen die US-Militärs nicht nur auf "intelligentere" Waffen, sondern auch darauf, dass die eigenen Truppen beispielsweise auf Sandstürme vorbereitet werden oder diese sogar umgehen können, was vor zehn Jahren noch nicht möglich war - damals konnten Satellitenbilder noch nicht in Echtzeit ausgewertet und den Einheiten im Feld zur Verfügung gestellt werden: Die entsprechende analoge Ausrüstung wog rund 400 kg.
Die Kommunikation soll inzwischen auch komplett digitalisiert worden sein.
Ein Sandstrum hatte beispielsweise 1979 dazu geführt, dass die Kommandoaktion zur Befreiung von US-Geiseln in Teheran scheiterte, als ein Helikopter und ein Flugzeug kollidierten.
Offizielle Bio: General Tommy FranksSmart Bombs und Drohen
Neben dem vermehrten Einsatz von "intelligenten" Bomben und Raketen, die im letzten Krieg gegen den Irak zudem noch oft unter "Kinderkrankheiten" litten, die beispielsweise die Treffgenauigkeit bei extremer Hitze markant beeinträchtigten, dürften beim nächsten potenziellen Waffengang vor allem unbemannte, aber bewaffnte Drohnen ein wichtige Rolle spielen.
Diese haben gegenüber Kampfjets vor allem den Vorteil, dass sie bedeutend länger in der Luft bleiben und ein Gebiet überwachen können.
Die USA haben in Afghanistan zum ersten Mal ein unbemanntes und zugleich bewaffnetes Flugzeug in den Kampf geschickt. Militärexperten halten den Einsatz der mit Anti-Panzer-Raketen bestückten Drohne "RQ-1 Predator" in Afghanistan für einen "revolutionären Schritt bei der Kriegsführung".
Zuletzt machte der "Predator" Schlagzeilen, als von diesem ferngesteuert ein Auto mit sechs angeblichen Terroristen im Jemen abgeschossen wurde, wobei allerdings nicht die US-Armee, sondern die CIA den Finger am Abzug gehabt haben soll.
Bewaffnete Kampfdrohnen in Aktion