"Washington Post": HP-Chef spionierte mit
In den Spionageskandal beim US-Computerkonzern Hewlett-Packard [HP] ist einem Bericht der "Washington Post" zufolge auch Konzernchef Mark Hurd verwickelt.
Das Blatt berichtete am Donnerstag von einer E-Mail eines Firmenanwalts an die im Jänner abtretende Direktoriumschefin Patricia Dunn, in der Hurd erstmals direkt mit der Affäre in Verbindung gebracht werde.
HP zufolge will sich Hurd am Freitag auf einer Pressekonferenz zu dem Fall äußern. Einen Kommentar zu dem Bericht lehnte ein Sprecher ab.
Spione wie wir
Dunn hatte Anfang 2005 Detektive damit beauftragt, ein "Leck" innerhalb des Führungsgremiums zu finden, nachdem immer wieder Informationen über interne Beratungen des Direktoriums an die Öffentlichkeit gelangt waren. HP räumte vor einigen Wochen ein, dass die Detektive bei dieser Untersuchung eine falsche Identität vorgetäuscht hatten, um an Telefondaten von Mitarbeitern und Reportern zu gelangen.
"Ich habe vor wenigen Minuten mit Mark gesprochen, und er ist einverstanden mit dem Konzept und dem Inhalt", schrieb Anwalt Kevin Hunsaker der Zeitung zufolge in der Mail vom 23. Februar. Hunsaker hatte die von Dunn in Auftrag gegebenen internen HP-Untersuchungen geleitet.
Tarnen und täuschen
Der "Washington Post" zufolge soll er mit einem HP-Kollegen in Boston beispielsweise eine fiktive Person mit dem Namen "Jakob" erfunden haben, der sich gegenüber einem Reporter der Nachrichten-Website Cnet als unzufriedener HP-Mitarbeiter ausgab.
Dadurch habe der Konzern gehofft, den als Informanten der Medien verdächtigten Direktor George Keyworth als Leck innerhalb des Führungsgremiums ausfindig zu machen. Keyworth ist mittlerweile zurückgetreten.
Der Spionagefall beschäftigt auch die Justiz. Dabei geht es darum, ob HP bei seinen Untersuchungen illegale Methoden angewandt hat. Kaliforniens Generalstaatsanwalt Bill Lockyer sagte, es sei noch unklar, wann und gegen wen die ersten Anklagen erhoben würden. "Wir sind noch mitten in den Ermittlungen", sagte er in einem Telefoninterview.
Ehrung für Dunn
Derweil äußerte sich erstmals seit dem Auftauchen neuer Einzelheiten in dieser Woche auch die massiv unter Beschuss geratene Direktoriumschefin Dunn wieder öffentlich zu dem Fall. "Ich freue mich darauf, wenn ich in naher Zukunft die ganze Sache klarstellen kann", sagte sie am Mittwochabend, als sie offiziell in die Hall of Fame des Bay Area Council aufgenommen wurde.
Diesem prestigeträchtigen Kreis gehören unter anderen auch die HP-Gründer David Hewlett und William Packard an. Dunn tritt im Jänner als Chefin des Direktoriums ab, will dort aber weiter Mitglied bleiben.
(Reuters)