Bwin-Aktie: "Aufwärtspotenzial begrenzt"

25.09.2006

Seit Mai hat die Aktie des heimischen Online-Wettanbieters bwin kontinuierlich an Wert verloren - vor allem wegen Rechtsstreitigkeiten mit einzelnen EU-Staaten über das Glücksspielmonopol. Analysten sehen das Aufwärtspotenzial des Papiers aktuell "sehr begrenzt".

Nerven bewahren heißt es dieser Tage für Kleinaktionäre des heimischen Online-Wettanbieters bwin.

Die jüngsten Ereignisse - vom "Lizenzentzug" in drei deutschen Bundesländern bis zur spektakulären Verhaftung der beiden CEOs Manfred Bodner und Norbert Teufelberger in Südfrankreich - haben das im Mai noch mit 104,72 Euro dotierte Papier auf Sinkflug geschickt, der letzte Tiefpunkt lag bei 16,82 Euro.

Aktie stabilisiert sich

Nachdem die mittlerweile wieder auf freiem Fuß befindlichen Chefs vergangenen Donnerstag eine Pressekonferenz abhielten, begann sich das zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzte Papier wieder zu stabilisieren. Am Montag startete bwin an der Wiener Börse zwar positiv, drehte aber im Späthandel wieder ins Minus und schloss bei 20,33 Euro.

Alfred Reisenberger, Chefanalyst der CA-IB Investmentbank, skizziert im Gespräch mit ORF.at die Entwicklung des Unternehmens und dessenAktie:

Die gegenwärtige Situation stelle durchaus "ein gewisses Bedrohungspotenzial für das Unternehmen dar", auch wenn sich dieses aus Sicht des Analysten zu Recht auf seine EU-weite Lizenz berufe.

"Auf wackeligen Beinen"

Generell habe sich in rechtlicher Hinsicht sehr viel getan, was die Lage nicht unbedingt besser einschätzbar macht. "Das Ganze steht auf wackeligen Beinen - sowohl aus Unternehmenssicht als auch von EU-Seite", so Reisenberger.

Es werde aber noch Jahre dauern, bis eine eindeutige Lösung da sei - die EU habe im Moment andere Sorgen als die Liberalisierung des Glücksspielmarkts.

Geschäftsentwicklung wichtig

Wichtigster Anhaltspunkt für die weitere Entwicklung seien zunächst die Neunmonatszahlen des Unternehmens, die Reisenberger mit Spannung erwarte: "Schlussendlich zählen für den Investor nur die Zahlen." Im zweiten Geschäftsquartal sei das Geschäft aber schlecht gelaufen.

Weil sich die bwin-Marktkapitalisierung seit Mai von 3,5 Milliarden auf knapp 700 Millionen Euro reduziert hat, gilt das Unternehmen nun als Übernahmekandidat. Auf Grund der unsicheren Rechtslage dürften sich das aber im Moment nicht viele potenzielle Käufer trauen.

Gewinnerhöhung ohne Marketing?

Der auf der Pressekonferenz angekündigte künftige Fokus auf Gewinnerhöhung ist laut Reisenberger schwer zu interpretieren. "Können sie das Wachstum aufrechterhalten, wenn sie die Marketingausgaben herunterschrauben - ich sage Nein", so die Analystenmeinung.

An den von bwin propagierten "Red-Bull-Effekt", also dass die Turbulenzen dem Geschäft nur zuträglich sind, glaubt Reisenberger aber nicht. "Der Kunde, der immer spielt, spielt weiter", Neukunden bringe der Presserummel aber eher nicht.

"Begrenztes Aufwärtspotenzial"

Für Kleinaktionäre hat Reisenberger ein eindeutiges Signal: "Wer noch nicht in bwin investiert hat, dem ist von einem Einstieg eher abzuraten."

Zwar seien wegen der derzeit sehr hohen Volatilität bei kurzfristigen Investitionen Wachstumsraten von zehn bis 15 Prozent möglich, aber auch das genaue Gegenteil. Die bwin-Aktie ist derzeit eher für Daytrader interessant als für Kleinanleger, die sich nicht permanent mit dem Kurs beschäftigen wollen.

"Das Aufwärtspotenzial ist sehr begrenzt, eher geht es nach unten", so Reisenberger abschließend.

(futurezone | Nayla Haddad)