Entspanntes Verhältnis zu Google News

25.09.2006

Während belgische Medien gerichtlich gegen Google News vorgehen, stehen Vertreter der Online-Ausgaben österreichischer Zeitungen dem Google-Nachrichten-Service größtenteils positiv gegenüber. Lediglich bei Kurier.at spricht man von Urheberrechtsverletzungen.

Seit Montag finden Besucher von Google.be und News.google.be am Seitenfuß den Text einer ellenlangen gerichtlichen Verfügung. Sie verbietet Google News, Inhalte der Online-Ausgaben französisch- und deutschsprachiger belgischer Zeitungen zu zitieren und zu verlinken.

Die Verantwortlichen der Online-Ausgaben österreichischer Zeitungen stehen dem Google-Nachrichten-Service hingegen gelassen gegenüber. Von Klagen will hier zu Lande niemand sprechen. Vielfach sorgt der Google-Dienst für Zugriffssteigerungen.

"Wir leben davon, dass wir verlinkt werden"

Gerlinde Hinterleitner, Chefredakteurin von Derstandard.at, sieht keinen Grund, gegen Google News vorzugehen. "Links sind eines der Urprinzipien des Internets", sagt Hinterleitner.

Anbieter, die gegen Google News vorgehen, würden sich ins eigene Fleisch schneiden. "Wir leben davon, dass wir verlinkt werden. Wir wissen auch, dass uns Google News Leser bringt", betont Hinterleitner gegenüber ORF.at.

DiePresse.com: Kein Problem

Auch Peter Krotky, Geschäftsführer von Diepresse.com, hat mit Google News "nicht das geringste Problem". "Innerhalb gewisser Grenzen haben wir aus diesem Service sogar Vorteile", meint Krotky.

Während früher die Leser des Online-Auftritts der "Presse" ihre Lektüre vorwiegend über die Website begonnen hätten, würden in den vergangenen Jahren viele Leser Artikel direkt ansteuern. Ein gewisser Prozentsatz davon, ist Krotky überzeugt, komme von Diensten wie Google News.

News.at wartet ab

Hannes Neumayer, Leiter von News Networld, wäre es zwar am liebsten, wenn Google für die Einbindung der Meldungen seines Mediums bezahlen würde, rechtliche Schritte plant aber auch er nicht.

Das Problembewusstsein werde in Österreich gerade erst geschaffen, meint Neumayer, der - wenn überhaupt - nur im Verbund mit anderen österreichischen Online-Medien, etwa über die Österreichische Webanalyse (ÖWA), Aktivitäten setzen will.

Oe24.at: Dankbar für jede Erwähnung

Der Online-Auftritt der neuen Tageszeitung "Österreich", Oe24.at, wird laut Chefredakteurin Maria Jelenko von Google News derzeit nicht wahrgenommen: "Wir sind noch nicht so lange am Markt, würden es jedoch als Vorteil erachten, bei Google News gelistet zu werden."

Kleinezeitung.at: Konkurrenz

"Wir sehen Google News in gewisser Weise auch als Konkurrenz", sagt Barbara Ebner, Geschäftsführerin der "Kleinen Zeitung" im Internet. Eine Abwehrstrategie ist für sie derzeit jedoch der falsche Weg. Sie will weiterhin auf regionale Berichterstattung setzen und User, die über den Google-News-Dienst auf ihre Seiten kommen, von ihrem Angebot überzeugen.

Kurier.at sieht Urheberrechtsverletzungen

Lediglich Diethold Schaar, Leiter des Online-Teams von Kurier.at, steht dem Angebot von Google News dezidiert ablehnend gegenüber. "Nach geltender Rechtslage begeht Google News ganz klar einen Rechtsbruch. Vor allem bei der Veröffentlichung von Bildern", ist Scharr überzeugt. Klagen schließt er jedoch aus.

Zunehmend wehren sich Zeitungs- und Buchverlage gegen die ungefragte - und unbezahlte - Nutzung ihres Online-Contents. Mit einem neuen DRM-System sollen nun Suchmaschinen wie Google daran gehindert werden, fremde Websites automatisch abzugrasen und deren Inhalte für eigene Zwecke zu verwerten.

(futurezone | Patrick Dax)